Für mich war das alles zu der Zeit immer noch unverständlich. Dass diese Menschen mit etwas so Sinnlosem und Unprofitablem glücklich sein können, mit so wenig. Wie sie mit so wenig Zeit, so wenig machen und so kurzweilig bleiben.
Als ich in meinem Bett aufwachte, ging mir alles durch den Kopf, alle letzten Tage, alle Wellen, durch die ich schwimmen musste, all die Größe, die ich erlebt hatte, die mir damals so klein und komisch vorkam. Und ohne es zu merken und umgeben von dem feuchten Gedankenschauer, befand ich mich wieder in dem Park. Als hätte mich wieder diese Macht dort hingezogen. Aber es war mir recht. Es war doch einer der wenigen Orte, wo ich mich noch wohlfühlte, ohne wirklich zu wissen, warum.
Es war alles da. Die Schwalben, wie die Tauben, das Fischerboot in der Bucht und der Mann.
In dem Moment, in dem ich von diesen Begleitern umgeben war, fasste ich den Entschluss, ihn anzusprechen, also wirklich anzusprechen. Keine Ahnung, worauf, aber in mir marinierte das Verlangen doch allzu lange. Ich wusste auch nicht wie. Ich fand nur bis zu diesem Zeitpunkt meiner Reise heraus, dass ich so etwas nicht kann, das mir aller Mut dazu fehlt, gleichzeitig war ich felsenfest davon überzeugt, dass ich ihn anreden werde.
Ich wollte gerade aufstehen, voll entschlossen, doch da vibrierte mein Handy. Gott, wie ich es eigentlich immer gehasst habe, dieses mechanische Vibrieren an meinem Oberschenkel. Es war die Arbeit. An diesem mir so lieben Ort über das Oberflächliche und das Geschäft zu reden, hat sich angefühlt, als würde man eine Zigarette in einem Licht-geküssten Wald rauchen, als würde man einen heiligen Ort entweihen. Das Telefon wurde dem allen nicht gerecht.
Als das Gespräch zu Ende war, hat sich meine ganze aufgestaute Energie aufgelöst, doch der Wille war noch da und wie so oft der pure Wille beim Menschen ausreicht, um Großes zu tun, tat auch ich mein großes Kleines und ging auf ihn zu, die Worte auf der Zunge schussbereit wie der Bolzen auf der Armbrust.
“Bitte”, brach es aus mir heraus, als ich auf einmal drei Meter vor ihm stand. Es war eine kurze Stille, in der Welten passiert sind, nicht unangenehm wie sonst, ich war weit zu aufgeregt für Peinlichkeit.
“Bitte sagen Sie es mir. Warum tun Sie, was Sie tun? Was Sie mir gestern gesagt haben, war zwar wirkungsvoll, doch will ich den wahren Grund erfahren. Sie wirken so … glücklich in ihrer Sinnlosigkeit.”
Der Mann starrte mich wieder einige Sekunden lang an, gleichgültig und grimmig, doch niemals böse, und dann setzte er zum Reden an.
© Adrian Eckert 2024-08-26