You’re too sweet for me

Die Lyrics von Hozier kreisen zurzeit durchs ganze Internet. Und auch wenn man Hozier nicht kennt, hat man, wenn man auf Social Media unterwegs ist, diese Zeilen sicher schon gehört.

I´ll take my Whiskey neat

Das strahlt für mich durchaus eine gewisse Reife aus, Whiskey (und dann auch noch pur) ist sicher kein Getränk, mit dem sich Jugendliche das erste Mal betrinken. Whiskey ist ein Getränk für Erwachsene, mein erster Gedanke sind Business-Männer, die sich nach einem anstrengenden Arbeitstag mit wichtigen (eventuell nicht ganz so legalen) Geschäften ein wenig Auszeit gönnen.
Vielleicht kommt auch daher meine zweite Assoziation zu Whiskey: bitter. Sowohl der Geschmack, als auch der Gemütszustand. Whiskey trinkt man nicht zum Vergnügen. Langsam dieses Glas in kleinen Schlucken, die einem jedes Mal im Hals brennen, auszutrinken, hat etwas Bitteres, sich selbst schadendes an sich.
Als hätte man einen Fehler gemacht und möchte sich selbst dafür bestrafen.

my Coffee black

Wenn mir Leute sagen, dass sie ihren Kaffe komplett ohne Milch oder Zucker trinken, fallen sie in (mindestens) eine von zwei Kategorien: Entweder sie haben einfach zu wenig geschlafen und kämpfen mit sich, um wach zu bleiben, oder sie wollen (unterbewusst) anders sein. Aber auch hier kommt wieder das Bittere mit rein. Um sich so von anderen Menschen abgrenzen zu wollen, muss doch eigentlich etwas passiert sein. Etwas, das einen dazu gebracht hat, die Welt ein wenig zu hassen.
Und um sich daran zu erinnern, dass man die Welt ein wenig hasst, gönnt man sich keinen süßen, angenehmen Karamell-Latte, sondern trinkt seinen Kaffee pur.

my bed at three

Nachts ist es ruhig, man hat keine Verpflichtungen, es wird nichts von einem erwartet. Manchmal habe ich das Gefühl, Menschen können erst nachts so richtig sie selbst sein. Man kann seinen Gedanken freien Lauf lassen, man kann einfach nichts machen, oder durch ewiges Doom-Scrollen durch Instagram endlich abschalten, ohne Angst zu haben, den Erwartungen nicht gerecht zu werden.

Kein Wunder, dass nachts alleine wach sein, dazu Whiskey zu trinken, am nächsten Morgen dann mit zu wenig Schlaf aufzuwachen und seinen Kaffee deshalb schwarz zu trinken, ein wahnsinnig ästhetisches Bild abgibt. Ein wenig Hass auf die Welt, Verzweiflung und Bitterkeit.
Das ist der “Held” in jedem dark-romace Buch, der durch seine mysteriöse Art die Menschen an sich zieht. Man weiß nicht, was dieser Mensch schon alles schlimmes erlebt hat.

you’re too sweet for me

nach dem Motto: Du hast noch nicht gesehen, was ich gesehen habe. Und auch wenn dieses Bittere, Mysteriöse, Melancholische sehr reizvoll ist, bleibe ich lieber bei meinen süßen Mischgetränken, dem Kakao am Morgen und geh bis 12 ins Bett. Yes I am too sweet for you.