Zeitlose Stille

Ich wache Schweiß gebadet auf. Ich gucke mich in meinem Zimmer um und fasse mir ans Herz. “Alter mein armes Herz”, ich überprüfe auf meiner Armbanduhr meinen Herzschlag. Dort steht 126 pm darauf. Ich versuche mich an meinen Traum zurückzuerinnern, aber es ist, als würde ich versuchen, durch dichten Nebel hindurch ein einzelnes Reiskorn zu finden. Ich gucke auf die Wanduhr. Es ist drei Uhr morgens, ich gähne müde und gehe in die Küche, um mir etwas zu trinken zu holen. “Seltsam, wieso ist beim Herrn Müller denn schon licht an? Ich sollte mal vorsichtshalber nachgucken gehen”. Ich ziehe meine Pantoffeln an und gehe um mein Haus herum zum Haus von Herrn Müller. Herr Müller war schon immer ein sehr gutherziger Mensch, der traurigerweise vor einiger Zeit Demenz bekommen hat. Er hat niemanden, der sich um ihn kümmert aus diesem Grund übernehme ich das und es macht mir auch viel Spas, da Herr Müller eine sehr gute Seele ist. Ich klingel an der Haustür, die Tür öffnet sich, aber vor mir steht nicht mein Nachbar, sondern … ja, wer eigentlich? Die fremde Person lächelt mich auf eine irgendwie unheimliche Art, an die ich nicht ganz deuten kann: “Entschuldigen Sie bitte die frühe Störung, ich bin die Nachbarin von Herrn Müller und ich habe mir Sorgen um ihn gemacht. Darf ich fragen, wer sie sind?” Anstatt einer Antwort reicht mir die Fremde einen Schlüssel und eine auffällig verzierte Schatulle. Zögernd öffne ich die Schatulle, darin liegen mehrere unterschiedlich große Zahnräder, zwei große Zeiger, ein Ziffernblatt und ein hübscher Holzrahmen. Ich gucke verwirrt hoch, um nachzufragen, was das bedeuten soll, allerdings ist die fremde plötzlich verschwunden. Ich gucke wieder zur Schatulle und erkenne, dass man daraus ein Uhrenwerk machen könnte. Ich bin verwirrt und verängstigt, ich gehe in das Haus von Herrn Müller und rufe mit zittriger Stimme: “Herr Müller? Ich bin es, ihre Nachbarin. Geht es ihnen gut? Soll ich Hilfe rufen ….” die Worte bleiben in meiner Lunge stecken, als ich einen starken Schmerz spüre, der mich in die Knie zwingt. Die Welt um mich herum beginnt sich zu drehen und alles wird Schwarz, das Letzte, was ich höre, ist ein leises schadenfrohes Kichern.

Ende

Wenn euch solche kurzen Geschichten interessieren, schreibe ich gerne weitere Geschichten in diesem Format.