by Grace
Wie die letzten Tage zuvor hing auch an diesem Tag eine bedrückende Stimmung in der Luft. Es war grau und nebelig, mal Nieselregen, mal Platzregen.
Der Asphalt glänzte von der vielen Nässe und der Straßenlärm verursachte ein lautes Hämmern in meinem Kopf. Ein Rettungswagen brauste mit Sirene an mir vorbei, Schulkinder sangen in Reih und Glied ein Lied und die Baustelle an der gegenüberliegenden Straßenseite übertönte mit ihrem Lärm die sonstige Geräuschkulisse.
Ich spazierte über eine kleine Grünfläche und mit einem Schlag verebbte das hektische Treiben. Ich atmete aus und sog die frische Luft tief in meine Lungen. Etwas kitzelte mich an meiner Nasenspitze. Innenhaltend blickte ich gen Himmel. Ein einsamer Sonnenstrahl hatte sich durch die Wolkendecke gekämpft und färbte das Gras in ein saftiges Grün. Mit einem Mal wirkte alles gleich viel lebendiger. Ich lächelte, schloss die Augen und genoss die Wärme, die mich wie eine warme Decke umhüllte. Ich liebte den Frühling. Vor allem, wenn nach einem langen Winter wieder alles zum Leben erwachte. Bäume und Sträucher in den prächtigsten Farben leuchteten und die Vögel sich mit ihren Gesängen duellierten.
Völlig in diesem Augenblick versunken spürte ich wie meine Atemzüge einen gleichmäßigen Rhythmus annahmen und mein Puls sich stetig verlangsamte. Kein Gedanke konnte die Ruhe in meinem Kopf durchdringen und ich spürte, wie langsam alles von mir abfiel. Für mich war dieser Moment aus vielerlei Gründen kostbar, zum einen deswegen, weil alles um mich herum in Vergessenheit geriet. Ich konzentrierte mich nur auf mich und meinen Körper, mein Wohlbefinden, meine innerliche Entspannung. Es war, als hätte jemand auf einen Zeitstopper gedrückt.
© Grace 2021-02-24