Zimmer 217

Marc Benduhn

by Marc Benduhn

Story

Rückblickend bin ich sehr dankbar für diese Zeit. Eine Zeit, die mir so viel gegeben hat für mein späteres Leben. Über die Jahre hinweg verging wohl kein Monat, indem ich nicht darüber nachdachte. Auch heute noch motiviert sie mich und das vielleicht sogar mehr denn je.

Mittlerweile habe ich eigene Kinder, sehe sie aufwachsen, sich austauschen, sich streiten, sehe zu wie sie Konflikte lösen, sich verabreden, sich entwickeln. Ich möchte ihnen mit auf den Weg geben, was mir mit auf den Weg gegeben wurde. Dinge wie Ehrgeiz, Disziplin, Empathie, Mut, Wille, Zuverlässigkeit und Teamfähigkeit. Dinge, die schnell in Vergessenheit geraten können. Denn genau diese Eigenschaften benötigte ich, um es überhaupt in Zimmer 217 zu schaffen. Und ich schaffte es.

Ein sehr schlichtes, klassisches Zimmer eines Sportinternats. Es war ausgestattet mit einer großen Fensterfront, die aus drei Abschnitten bestand. Dadurch konnten wir das Trainingsgelände und unsere Schule sehr gut sehen. Ich hatte also jeden Tag genau das im Visier, auf was es für mich die nächsten Jahre ankommen würde. Der Fokus war allgegenwärtig.

Ja, Internatszimmer 217. Ein Waschbecken, ein Wandspiegel, zwei große Kleiderschränke, zwei Betten und zwei Schreibtische. Symmetrisch angeordnet sowohl auf der rechten, als auch auf der linken Seite des Zimmers. Das war alles, was wir brauchten um Ziele zu verwirklichen. Und wir hatten große Ziele. Meinen Zimmernachbar kannte ich bereits, wir waren Mannschaftskollegen.

Zu diesem Zeitpunkt war ich zwölf Jahre jung, voller Euphorie und Hoffnung. Im Herzen trug ich einen großen Traum. Wir haben gelebt dafür und alles untergeordnet, fast alles. Aber wir waren eifrig, fokussiert und zielorientiert. Und alles, was sich in und um Zimmer 217 die nächsten Jahre abspielen sollte, war genau das, was mich tatsächlich heute in vielen Situationen entscheiden lässt.

Zimmer 217 war die Basis meines Seins. Ich trug es überall mit hin. Auf den Trainingsplatz, in die Mensa, die Schule, zum Trainingslager, den Heimspielen, den Auswärtsspielen und sogar in die seltenen, freien Wochenenden. Eine meiner wichtigsten Entscheidungen in meinem Leben war der Einzug in Zimmer 217.

© Marc Benduhn 2021-04-13

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