Zurück im Dating-Game

Maike Fröhlingsdorf

by Maike Fröhlingsdorf

Story

Wir schreiben das Jahr 2020. Corona-Zeit. Es ist also im Grunde genommen eine höhere Gewalt, die mich trotz etlicher Abneigungen und bisher frustrierender Ergebnisse wieder einmal zu Tinder getrieben hat. Abgesehen davon musste ich auch einsehen, dass die große 90er-Jahre-Justin-und-Britney-Jeansoutfit-Liebe wohl kaum von selber an meiner Tür klopfen kommen würde. Die letzten 2 Jahre waren Dates kein Thema. Alleinerziehend und ständig im Stress zu sein, hatte mich meiner Libido auch einfach komplett beraubt. Aber jetzt fühlte ich mich wieder danach. Ich wollte eine Liebesgeschichte und wenn es nur eine Kurzgeschichte war.

Klar, allein sein ist auch ok. Nichtsdestotrotz machen wir uns hier mal nichts vor – ohne aufregende Begegnungen, fehlt doch einfach was. Wie Elazar Benyoëtz schon so treffend formulierte: »Das Leben will belebt, die Seele beseelt, der Geist begeistert werden.« Da kann man den mega Erfolg, die dicke Kohle und von mir aus auch noch ein Pferd und einen Hund haben. Menschen sind – so sehr man darüber auch manchmal ins Zweifeln gerät – zum Lieben gemacht. Lebenswert ist der ganze Mist doch schließlich erst, wenn man sich richtig lebendig fühlt. Und wann tut man das mehr, als wenn man mal wieder auf jemanden trifft, der in einem genau dieses Gefühl weckt?

Eine Frage, die sich mir allerdings vorab immer wieder aufzwängte, war, wie ich es denn nun aber handhaben sollte mit den potentiellen Date-Kandidaten. Erzähle ich direkt, dass ich ein Kind habe? Geht das die Person beim ersten Treffen überhaupt schon was an? Und wenn ich es nicht gleich zu Beginn erzähle – ab dem wievielten Date sollte ich es spätestens ansprechen? Wie genau sage ich das dann? Sollte ich auch direkt klarstellen, dass ich nicht nach einem Vaterersatz suche und mein Kind sowieso nicht gleich jedem vorstelle?

Ja, genau Maike und vielleicht solltest du dann auch beim ersten Date unbedingt gucken, dass du vor Mitternacht zu Hause bist, weil du dich sonst in einen Kürbis verwandeln könntest. Meine Güte – hätte, könnte, würde – bevor ich wieder alles zerdenken und mir den Wiedereinstieg in die Datingwelt ausreden konnte, habe ich mich dann doch noch selber gemaßregelt und mich trotz meiner latenten Feigheit und zahlloser Vorbehalte darauf eingelassen. Ich meine, wer wäre ich denn auch, wenn ich mich einerseits über die Unterstellungen mancher Männer beschwere und dann aber genauso vorurteilsbelastet durch die Weltgeschichte liefe?

Also doch nochmal bei Tinder angemeldet. Zum schätzungsweise 12ten Mal, ohne je tatsächlich auf einem Date gewesen zu sein. Aber wer will mich dafür verurteilen? Zum einen musste ich da immer erst 100-mal swipen, bis überhaupt mal jemand rechts-wisch-würdiges kam und dann konnte man von denen auch wieder 99% abziehen, weil ihre Nachrichten ungefähr so heiß waren, wie eine Januarnacht in Sibirien. Die legendärste Nachricht bisher bestand nur aus einem Wort: „Körper?“

Doch dann ploppte dieses Profil auf…

© Maike Fröhlingsdorf 2022-08-29

Hashtags