Zwei Frauen und ein Baby

Virginia Ernst

by Virginia Ernst

Story
2020 – 2021

Seit dem Zeitpunkt, als meine Frau Dorothea und ich uns 2016 kennengelernt haben, war unser größter Wunsch, gemeinsam Kinder zu haben. Wir dachten nie darüber nach, dass es nicht funktionieren könnte, weil wir zwei Frauen sind. Im Gegenteil, wir wussten, wir finden einen Weg, diesen Schritt zu gehen. 2020 beschlossen wir dann, dass wir nun das Baby-Thema angehen werden. Da wir es nicht “einfach“ mal probieren konnten, mussten wir planen und auf dritte Hilfe zurückgreifen . Wir mussten einige Wege absolvieren, bevor es überhaupt zu einer Samenspende kommen konnte.

Da wir in dieser Zeit schon mitten in der Corona-Krise steckten, war das Ganze nicht nur mit sehr vielen Kosten verbunden, sondern auch mit sehr viel Emotionen, da meine Frau aufgrund der Krise alle Untersuchungen alleine machen musste. Der Weg war lang und mühsam, aber wir wussten, wenn es klappen würde, würde unser größter Wunsch in Erfüllung gehen. Im Herbst 2020 erhielten wir die erfreuliche Nachricht, dass wir ein Baby erwarten. Das war das schönste “Positive“, was uns im Jahr 2020 hätte passieren können.

Dora war unheimlich gerne schwanger und genoss jeden Tag! Im Mai 2021 gaben wir offiziell bekannt, dass wir ein Baby erwarten und wollten das Thema “Kinderwunsch durch dritte Hilfe“ enttaburisieren. Es sollte zur Normalität gehören, dass man einfach darüber sprechen kann.Das gilt genauso für Hetero Pärchen, die darauf zurückgreifen müssen. Wir bekamen so viele positiv überwältigende Nachrichten, dass uns das Herzen aufging und wir mit Tränen zu kämpfen hatten. Natürlich hat das Thema große Wellen geschlagen und die Hasskommentare sind nicht ausgeblieben.

Wir wussten, dass, wenn wir dieses Thema in der Öffentlichkeit kommunizieren, wir uns in der Schussbahn von homophoben Leuten befinden werden. Aber unser Glück kann kein einziges negatives Kommentar dieser Welt zunichte machen.Um ehrlich zu sein, diese Hasskommentare nehmen wir nicht wirklich wahr, denn wir machen das nicht zu unserem Problem. Es liegt jetzt an uns, unseren Kindern beizubringen, so zu sein, wie man sein möchte und das ist unser größtes Ziel!

Am 12. Juli 2021 kam unser wunderschöner Sohn zur Welt und machte unser Glück vollkommen. Ich musste den ganzen Tag vor Glück weinen, weil ich es nicht fassen konnte, dass wir es geschafft haben, einen gesunden kleinen Buben auf die Welt zu bringen. Mit unserer Geschichte wollen wir dieses Tabu-Thema brechen und offen über diesen Werdegang reden, da wir merken, dass es noch sehr viel Aufklärungsbedarf braucht. Wir wollen, dass unser Sohn und auch alle anderen Kinder in einer Welt aufwachsen, die es ihnen erlaubt, so zu sein, wie sie sind, ohne Einschränkung! Keine Schubladen und keine Diskriminierungen mehr . Jeder Mensch ist im Grunde seine eigene Schublade und erlaubt ihm so zu sein und so zu leben, wie er möchte.

Und was uns angeht, wir wollen viele weitere Kinder haben . Am besten eine kleine Mannschaft, das wäre cool!

© Virginia Ernst 2021-09-04

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