Neujahrsblatt, das mutige

Neujahrsblätter gibt es viele. Draußen in der Natur, drinnen am Schreibtisch, am Kalender …

Es spielt keine Rolle, welches ich als Neujahrsblatt bezeichne, ich kann es mir aussuchen. Aber eines wird sicherlich dazu auserwählt werden, das diesjährige Neujahrsblatt zu sein.

Dieses Jahr ist es wieder eins meiner geliebten Winterahornblätter, Überlebenskünstler, von Maler Ahorn im Wald platziert, um das Kahle und Dunkle zum Leuchten zu bringen. Wieder ist es ein kleines Blatt, das mich lehrt, wie wichtig Schönheit und Visionen sind - wohl für uns alle:

Er trägt nicht. Oder doch? Mein kompassloser Kahn. Er ist ein Blatt im Wind. Unverankert nahezu. Ein dünner Stängel soll als Anker dienen, doch droht er eher, sich im Sturm der Elemente zu verbiegen, zu brechen gar. Spinnennetzfadendünn soll er den Kahn halten. Vielleicht ist er stärker als angenommen? Und die Zweige des Baumes halten ihn sicher in ihren Armen? So schnell lässt uns die Natur nicht fallen.

Meine Grenzen sind eisnadelbewehrt. Sie schützen nur im Winter. Doch fangen sie das Sonnenlicht, streuen es und werfen es an die Welt zurück. Ganz wie der Mond.

Ich bade im warmblauen Schneewasser des Mondes und lichte den Anker.

Der Mond, der blaue, ist ein außerordentlicher Geselle. Er wandert am Himmel wie die Sterne und Planeten scheinbar von Ost nach West, während sich die Erde unter ihm wegdreht. Gleichzeitig folgt er seiner eigenen Bewegung den Sternen entgegen, also ebenfalls ostwärts.

Die eigenwilligen Bahnen des Mondes mögen meinem Kahn der Kompass sein.

Durch ein gutes Jahr 2023!

Mutige Kähne wünsche ich allen!