Verortung
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Vor mir liegt der Eisenweiher, grau-grünes Wasser, in der Ferne ein dunkler Waldsaum.
Und voll mit roten Äpfeln hänget das Land in den See und es spritzen die Haubentaucher, dichte ich, frei nach Hölderlin.
Auf dem Uferweg sind Spaziergänger unterwegs, mit Kindern.
Direkt vor mir biegt sich hohes Riedgras im Wind, versperrt hie und da die Sicht aufs Wasser.
Ganz nah höre ich das Brummeln eines Abflusses.
Hinter mir spüre ich die Bretter einer Holzscheune, mein Rücken lehnt sich dankbar an. Von weiter hinten wehen die Geräusche vom Campingplatz herüber.
Über mir spannt sich ein blaugefetzter Himmel. Schwarze Wolken jagen einen kreisenden Milan, oder umgekehrt?
Unter mir, da sitze ich drauf, eine braun gestrichene Holzbank, darunter Gras und Schotter.
Rechts von mir schreibt Herr K.
Zwischen uns steht die weiße Teekanne und ein Becher heißer Tee.
Links von mir redet ein Mann auf einer Bank unter einer großen Birke, manchmal redet die Frau, dazwischen kläfft ein Hund, aber weiter entfernt.
Auf mir spüre ich meine Kapuze und auf meinem Gesicht einen Regentropfen.
In mir - Frieden. Viele Räume zerfließen in einen Moment.
Ach ja, und in mir auch noch der verspeiste Laugenwecken mit Pfeffersalami und Chicoreeblättchen. Herr K. hat Recht.
© Brigitte Hieber 2020-05-13
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