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#neu#liebe#hilfe

Regenbogen ||

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Regenbogen || | story.one

Ich sehe nach vorne aus dem Fenster. Es beginnt immer stärker zu regnen. Es regnet, aber es gewittert nicht. Hinter einem weit entfernten Hügel lugt ein kleiner Regenbogen hervor. Als ich kleiner gewesen bin, habe ich jedes Jahr mit meinem Vater gewettet, wer bis Silvester mehr Regenbögen sehen könne. Ich habe kein einziges Mal verloren. Ich weiß bis heute nicht, ob er mich nur immer gewinnen hat lassen. Und ich werde es auch nie erfahren.

Die Landstraße wird nun von endlosen Maisfeldern begrenzt. Scheinbar endlos, aber dennoch endlich. In nicht allzu großer Ferne.

Sie ziehen an uns vorbei. Die Maisfelder. Scheinbar. Dennoch sind wir es, die an ihnen vorbeifahren.

„Was... willst du mit dem Haus machen?“, beginne ich verlegen, um meine Gedanken auf das Wesentliche zu lenken. Und weil es mir zu still ist, hier im Auto.

„Brr, das wird teuer“, brummelt Davis abwesend. Konzentriert blickt er auf die Straße.

„Davis...“ Auch wenn er es nicht erwidern kann, versuche ich Augenkontakt mit ihm aufzunehmen. „Wir können es auch verkaufen. Mir liegt zwar etwas daran, aber nicht so viel wie Paps. Die Atmosphäre darin ist so bedrückend. Wenn du es nur renovieren willst, damit ich glücklich bin, begehst du einen Fehler. Das Haus wird dich zerdrücken und später auch mich. Also, innerlich, meine ich. Das Haus ist schon alt. Es verbirgt so viele unerzählte Geschichten.“

Ich lasse mich zurück in meinen Sitz sinken. Meine Gedanken wirbeln.

Ich habe Verwandte in Australien, die wir letztes Jahr gemeinsam besucht haben. Wir könnten zu ihnen ziehen. Das Leben dort ist nicht schlecht. Nur neu.

Wir würden dort ein neues Leben aufbauen. Ein neues Leben probieren. Gemeinsam.

Wir könnten, wir würden, wir hätten. Ich ertappe mich erneut beim Träumen.

Ich würde mit Davis darüber reden. Heute Abend. Damit er sich voll und ganz auf unser Gespräch konzentrieren kann. Und nicht auf die Straße. Seufzend schließe ich meine Augen.

© Carmen Aschbacher 2021-08-11

Regenbogenenergie

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