Reizende frühlingsmode
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In einer zukunft, mehr oder weniger fern von heute.
Wer eine gute figur machen will, orientiert sich dieser tage an Tschentig, der zeitschrift für fashion, life-style und bodycare, wo halbjährlich die must-haves und must-looks der kommenden saison präsentiert werden. Im ersten frühling N.B. (= Nach Brantenbergir (anmerkung chrim)) gibt es eine frohe botschaft für frauen: die bürde des lockens und reizens wird ihnen – jedenfalls modetechnisch – abgenommen. Tiefe dekolletees, knappe röcke und stöckelnde schuhe sind out.
Ein kettenkragen als blickfang ist zum beispiel das fashion-credo von Carla Lagerakker für weibliche führungskräfte. Inspirieren liess sie sich dabei von abbildungen altägyptischer damen der gehobenen gesellschaft, die die krägen ihrer kleider mit bunten garnen und perlen verzierten. Nicht so weit in die vergangenheit griff die bravanische modeschöpferin für ihre idee des kunstvoll zugeknöpft-seins. Grosse handgeschnitzte hirschhornknöpfe veredeln den halsansatz ihrer blusenkreationen und zitieren alpenländische gepflogenheiten.
Fast noch spannender geht es auf der männerseite zu. Die in vergessenheit geratene mode des braguette feiert ihr comeback. Bestimmt nicht zufällig führte Carla Lagerakker ihren aufwändig gestalteten hosenlatz in Nedserd vor, wo zur zeit eine grosse schau über die wechselnden kleidungsstile vergangener jahrhunderte läuft. Auffällig dabei die engen beinkleider der herren, die mitte des 6. jahrhunderts V.B. en vogue waren und unter kurzen joppen den blick auf den hosenschlitz freigaben. Darunter wurde eine sogenannte schniedelkapsel getragen, die ursprünglich von rittern zum schutz ihres empfindlichsten körperteils erdacht worden war. Kühne fashionistas stopften ihren hosenschlitz nicht nur mit polsterungen aus, sondern behübschten ihn auch mit federn und rüschen, damit nur ja kein weibliches wesen – und wohl auch der eine oder andere mann – darüber hinwegsehen konnte. Die botschaft war eindeutig: ich bin bereit.
In zeiten von frühlingsgefühlen eine höchst willkommene botschaft, die der modetrend im heurigen jahr aufnimmt: enge hosen, offen getragene jacken und – jedenfalls in der kollektion von Carla Lagerakker – reichlich ausstaffierte hosenschlitze sorgen für den notwendigen hingucker, um das erotische spiel in gang zu bringen.
Frauen, lehnt euch zurück und geniesst das spektakel! Dieses jahr könnt ihr euch die mühen des lockens und reizens sparen. Setzt euch mit eurem lieblingsgetränk vor eine bar, lasst die gockel vorbeidefilieren und sucht euch den bestausstaffierten aus!
Einen reizenden frühling wünscht euch
Chefredaktir Brigit Cada
© Christine Mayr 2022-03-16
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