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#neu#lehrreich#heiter

No Sex, No Fun

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No Sex, No Fun | story.one

Letztens gaben wir in einer Damenrunde unsere Urlaubserlebnisse zum Besten. Als ich an die Reihe kam, erzählte ich von unserem Urlaub auf Kreta. Ich schilderte mit bewegtem Gesicht den berührenden Einsatz meines Mannes.

"Es war unser erster Urlaub am Meer. Welche Vorfreude meinerseits. Zum ersten Mal sind wir in einen Flieger gestiegen. Zum ersten Mal in ein fremdes Land, weit weg von Zuhause. Ich war hin und weg. Mein Mann wie immer zurückhaltend. Ihr wisst, er tut sich schwer damit, seine Gefühle zu zeigen."

Zustimmendes Nicken. Die meisten Frauen wissen aus eigener Erfahrung, was diese Aussage bedeutet. Selten ein: "Ich liebe dich!", meistens ein: "Du bist schon in Ordnung, so wie du bist!" Aber damit lebt man. Alles gelingt einem im Zuge von Veränderungen nicht immer so, wie man es gerne hätte.

"Weiter!"

"Bin schon dabei. Leider war das Wetter am ersten Abend ein klein wenig stürmisch. Wir waren in einem Bungalow direkt am Meer untergebracht. Der Blick war selbst vom Parterre aus sehenswert. Nur ein kleiner Park trennte uns vom Wasser, dessen Wellenschlag ich hätte stundenlang lauschen können. Schließlich war es mein erster Urlaub am Meer und ich genoß jeden Augenblick davon.

Nicht so mein Mann.

Erwin saß frühmorgens um sechs mit eingefallenen Wangen und leicht irrem Blick am Fuß meines Bettes. Seine Füße steckten sprungbereit in Turnschuhen und warteten nur darauf, sich in Bewegung zu setzen.

Auf meine Frage, was er um Gotteswillen zu dieser frühen Stunde im Urlaub schon auf täte, und weshalb er überhaupt noch die Bekleidung vom Vortag trägt, gab er mir zur Antwort: "Ich habe Wache gehalten!"

Mein unverständlicher Blick forderte ihn auf, sich doch genauer auszudrücken.

"Ich habe Wache gehalten, weil das Meer die ganze Nacht wie verrückt getobt hat. Ich wollte zur Stelle sein, wenn das Wasser ins Zimmer gekommen wäre. Das Donnern der Brandung hätte sogar Tote wieder zum Leben erweckt. Aber du hast geschlafen wie ein Murmeltier."

Seinen vorwurfsvollen Blick ertrug ich gelassen. Ich war jedoch echt gerührt, als er feststellte: "Wer glaubst du, hätte DICH denn gerettet, wenn das Wasser ins Zimmer gekommen wäre!"

Der gute Erwin.

Seine ganze Sorge hatte meinem Wohlergehen gegolten und meine Rettung war das Einzige, woran er die ganze Nacht gedacht hatte. So sinnlos werden Urlaubsnächte vergeudet!

© Heidrun Siebenhofer 2019-04-11

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