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#angst#kind#hilfe

Feindkontakt

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Feindkontakt | story.one

Aus den Tagebuchaufzeichnungen meines Vaters:

"Ich war 8 Jahre alt als der zweite Weltkrieg 1938 begann. Mein Bruder Peter und Thomas mussten einrücken. Sie kamen Gott sei Dank, nach Kriegsende, aus der Gefangenschaft wieder nach Hause. Auch der Krieg brachte unserer Mutter neue Sorgen. Denn Hitler verlangte von der Milch die Hälfte, vom Schwein die Hälfte und es gab für uns Kinder keine Süßigkeiten. Es wäre ja noch so vieles über die Kriegszeit von 1938 bis 1945 zu erzählen. Zum Beispiel, wie ich mich fast zu Tode erschrak, als ich im dunklen Waldweg, beim Wegkreuz unter der Pfarrkirche, um ca. 6.00 früh zum Zug nach Rosenbach ging, und mich ein blökender Rehbock im Dickicht anschrie. Ich dachte ein Räuber sei hinter mir. Ich ließ die Schultasche auf den Boden fallen und lief so schnell ich konnte wieder heim.

Auch erlebte ich als Hauptschulbub 1942-1945 in Rosenbach und Ledenitzen Fliegerangriffe der Amerikaner. Meistens ging ich von der Hauptschule Klagenfurt bzw. Ledenitzen nach Hause. In St. Jakob gab es damals leider noch keine Hauptschule. Einmal schenkte mir ein Jagdflieger mein Leben. Ich erinnere mich noch genau, wie ich für meine Mutter mit den Skiern etwas besorgen musste. Den Rückweg wählte ich quer über die Felder. Zirka 2 km nach St. Peter, hörte ich mitten in den Feldern hinter mir, ein Flugzeuggeräusch.

Ich drehte mit den Skiern um und sah ein einzelnes Feindflugzeug ganz tief hinter mir herfliegen. Ich erkannte den Jabos-Jagdbomber, der auf alles schoss, was sich bewegte. Ich lief so schnell ich konnte. Vergebens. Ich fiel zu Boden. In diesem Moment war das Flugzeug auch schon da und flog ganz knapp über meinem Kopf weiter. Aber er schoss nicht. Voller Freude stand ich auf und lief heimwärts weiter. Doch die Freude war zu früh. Denn der Jabos drehte eine Schleife und kam wieder ganz tief von hinten auf mich zu. Mein Schrecken war groß. Ich lief mit den Skiern einfach weiter und kümmerte mich nicht mehr um das Flugzeug. Und so geschah es, dass der Jabos zum zweiten Mal knapp über meinen Kopf hinwegflog und nicht auf mich schoss. Erleichtert und glückselig lief ich nach Hause.

Ich erzählte es meiner Mutter. Sie schüttelte nur den Kopf. Ja, der liebe Gott schenkte mir schon damals (1944) ein zweites Mal mein Leben. Ich habe später oft darüber nachgedacht, warum der Jabos nicht auf mich schoss. Vielleicht sah er, dass ich noch ein kleiner Junge war und Gott hat ihn gelenkt."

© Kurt Mikula 2019-07-16

Oma, erzähl mal von früher!

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