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Grüne und rote Spritzer auf Weiß! Vor einer Woche erst hatte sie die Küchenwand mithilfe ihres netten Nachbarn mit Latexfarbe gestrichen. Und jetzt das! Sie starrte die bunten Punkte entgeistert an. Aber Latexfarbe hat ja den Vorteil, dass sie abwischbar ist. Ja, eh. Aber wenn die Rotenrüben-, Granatapfel- und Selleriesaft-Spritzer schon eingetrocknet sind, dann nicht. Es wäre klüger gewesen, den Null-Acht-Fünfzehn-Anstrich zu belassen. Da hatte sie mit ein wenig Druck und einem Abwaschschwamm auch ältere Flecken zum Verschwinden bringen können. Mit dem Risiko, dass darunter der graue Beton zum Vorschein kam. Aber den hätte sie wieder mit weißer Farbe ... Mist! „Wie man´s macht, ist`s falsch“, hätte ihre Mutter leise gesagt und dann laut geseufzt. An die wollte sie jetzt schon gar nicht denken. Der Schwamm flog in die Abwasch, spritzte den neuen Entsafter voll, der für die Farborgie an der Wand wohl verantwortlich zeichnete. Jeden Tag frischen Saft!, so lautete ihr Neujahrs-Vorsatz-Ernährungsplan. Und nun jeden Tag Ärger über zu spät entdeckte Obst- und Gemüsesaftflecken an der Wand. Sie hoffte, endlich mal den Lotto-Jackpot zu knacken - oder zumindest eine vierstellige Summe zu gewinnen. Dann könnte sie eine Gemüsespritzerabwehrzone beim Glaserer bestellen.

Drei Wochen und drei Tage später stand sie vor dem Herd, schaute gedankenverloren nach links auf die Küchenwand. Und sah ... nix. Aus der Entfernung keine Flecken. Keine Punkte. Keine Spritzer. Eine Frage der Distanz also! Sie fühlte sich wie Buddha. Hinter ihr das leise Summen des Backrohrs. Fast wie Blätterrascheln des Baums der Erleuchtung.

Einen Lottogewinn wünschte sie sich trotzdem.