Der Rabe Merlin
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Der Rabe flog seit Ewigkeiten durch die Lüfte. Er besaß die Fähigkeit, sich bei Bedarf in einen Löwen, einen Fisch oder eine wunderschöne Frau zu verwandeln. Eines Tages schuf die Göttin aus dem Nichts die Dunkelheit und aus der Dunkelheit die Erde. Das Wasser und das Festland entstanden. Der Rabe landete auf einem Felsen und beobachtete die grünen Wälder und Pflanzen beim Wachsen. Eines Tages streifte ein einsamer Mensch durch den Ur-Wald. Der Rabe verwandelte sich in eine wunderschöne Frau und gebar wunderschöne Kinder, die wiederum ebenfalls wunderschöne Kinder zur Welt brachten. Als aber die Kinder zunehmend in Streit gerieten, verwandelte sich der Rabe in einen Löwen und suchte Zuflucht in der Einsamkeit der Berge. Dort begegnete ihm die Göttin, die ihm einen Namen verlieh. Merlin sollte er von nun an heißen; außerdem besaß er fortan die Gabe, durch die Oberfläche der Seen in die Anderswelt heimzukehren und wann immer ihn danach verlangte, ins Reich der Menschen zurückzukehren. Die glücklichen Menschen hatten eine Heimat in Camelot gefunden. Der Rabe zeigte sich ihnen manchmal in Menschengestalt und sie suchten seinen Rat. Solange sie an die Liebe der Göttin glaubten und ihr vertrauten, zog es den Raben immer wieder in ihre Welt zurück. Als sie den Glauben an die Liebe mehr und mehr verloren, verwandelte sich der Zauberer wieder in den Raben zurück und fliegt nun seit Ewigkeiten durch die Lüfte.
© Michael Seitz 2021-03-07
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