Mein schönstes Kompliment
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Ich war an jenem Tag beruflich in einem Krankenhaus und wartete gerade auf einen meiner Kunden. Die Zeit nutze ich, um inzwischen Besuchsberichte in meinen Palm zu tippen – das ist übrigens ein Vorgänger von Smartphones beziehungsweise Tablets aus dem Jahre Schnee (alias 2003).
Damals, vor mittlerweile 17 Jahren, kleidete ich mich eher elegant, da dies für Vertreter zur Etikette gehörte - sprich Hosenanzug.
Plötzlich wurde ich aus meiner Vertiefung gerissen, da jemanden Folgendes laut zu mir sagte: „Boah, bist Du deppert, die schaut ja aus, wie aus an Katalog!“
Ich hob langsam mein Haupt und sah einen jungen Mann mit körperlichen und teilweise geistigen Einschränkungen in einem Rollstuhl sitzen. Eine junge Dame, die seine Schwester zu sein schien, schob ihn direkt vor mich.
„Danke, das ist wirklich das schönste Kompliment, was mir je ein Mann gemacht hat“ gab ich ihn lächelnd retour.
Und das war es tatsächlich!
Zufrieden und ebenfalls lächelnd entfernten sich die beiden danach von mir und ich schrie „Einen schönen Tag noch“ hinterher.
Natürlich bekommt man als Frau immer wieder mal ein Kompliment, doch jenes unterschied sich gravierend von allen anderen – es fühlte sich 100%-ig ehrlich an und als würde es ohne irgendeinen Hintergedanken gemacht.
Ich werde den jungen Mann immer in Erinnerung behalten, denn er schaffte es, mir ein absolut herzliches Lächeln ins Gesicht zu zaubern.
Bild von PublicDomainPictures auf Pixabay
© Sylvia Eugenie Huber 2020-05-19
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