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Traum

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Traum | story.one

Ich träumte, dass mich eines Nachts eine gute Fee besuchen kam. Sie hielt einen bunten Zauberstab in ihrer rechten Hand und konnte damit unter Abgabe von viel Glitter einen Wunsch erfüllen. Sie sagte zu mir, dass ich gut überlegen sollte, was ich wirklich, wirklich wolle, denn ein erfüllter Wunsch könne nicht mehr rückgängig gemacht werden.

So begann ich zu grübeln, wofür ich diesen einzigen Wunsch verwenden sollte.

Mir kam zuerst ein Haus mit Garten in den Sinn, wo ich morgens von dem Gesang der Vögel geweckt würde. Ich stellte mir vor, wie es sich anfühlte, wenn dieser Traum erreicht wäre.

Doch kurz darauf kam mir die Idee, dass es vielleicht besser wäre, endlich meine Berufung zu finden und nur noch einer erfüllenden Tätigkeit nachzugehen. Welch Befriedigung es mit sich bringen müsste, wenn man täglich seine Leidenschaft ausleben könnte.

Dann jedoch wanderten meine Gedanken weiter und stoppten bei der Idee, den idealen Partner zur Seite zu haben. Wie toll es sein müsste, das Schöne plötzlich gemeinsam erleben zu dürfen.

Aber nach kurzer Zeit kamen weitere Gedanken, die auf mich einprasselten.

Ausreichend Zeit, die ganze Welt zu bereisen, finanzielle Unabhängigkeit, um nicht mehr zu müssen, sondern nur noch zu dürfen oder vielleicht für immer in die Wärme auswandern, am besten mit Blick aufs Meer oder sollte ich mir einfach ewige Gesundheit bis ins hohe Alter wünschen und einen schnellen Tod?

Die Ideen nahmen kein Ende und je mehr ich nachdachte, umso schwerer viel es mir, eine Priorität zu setzen.

Was bringt das schönste Haus, wenn vielleicht ein furchtbarer Nachbar daneben einziehe, was bringt die Berufung, wenn ich krank würde, was der perfekte Partner, wenn mir nur ein einziges gemeinsames Jahr mit ihm bliebe und was die beste Gesundheit, wenn ich dafür im Gefängnis leben müsste?

Es begann bereits zu dämmern und daher wollte ich mich an die Fee wenden und um Hilfestellung bitten, doch sie hatte sich im ersten Sonnenstrahl aufgelöst – zurück blieb nur ein bisschen Glitter.

Foto vonSharon McCutcheon /Unsplash

© Sylvia Eugenie Huber 2021-04-07

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