Brimor stapfte entschlossen durch den engen Tunnel. Seine Augen funkelten vor Zorn, und die Stirn war in tiefen Falten gelegt, als könnte er den Ärger so aus seinem Kopf verbannen. Endlich war er den verfluchten Kristall losgeworden, doch das mulmige Gefühl in seinem Bauch hielt an, wie eine unsichtbare Last, die er nicht abschütteln konnte. Das flackernde Licht der Fackel in seiner linken Hand warf tanzende Schatten an die unebenen Wände – Formen, die ihn unweigerlich an das hämische Grinsen eines gewissen Kobolds erinnerten.
»Kobold! Zeig dich, du verschlagener Wicht!«, rief Brimor, seine Stimme hallte durch den Tunnel, zerbrach die Stille und kehrte in verzerrten Echos zu ihm zurück. Doch keine Antwort kam. Der Zwerg biss die Zähne zusammen, seine Kiefer mahlten. Er wusste, dass der Kobold ihn hören konnte. Und er wusste auch, dass dieser Spaß daran hatte, ihn warten zu lassen.
Nach einer weiteren Biegung weitete sich der Tunnel plötzlich zu einer kleinen, kuppelartigen Kammer. Brimor hielt inne, seine Fackel hoch erhoben, und ließ den Blick durch den Raum schweifen. Die Kammer war eine chaotische Ansammlung von Gerümpel: zusammengewürfelte Kisten, leere Flaschen, zerfetzte Stofffetzen und allerlei Krimskrams, der überall verstreut lag. Doch inmitten dieses Durcheinanders saß der Kobold.
Er thronte auf einem Haufen Kisten wie ein selbsternannter König, mit übereinandergeschlagenen Beinen und einem Ausdruck purer Selbstzufriedenheit auf seinem Gesicht. Seine grünlichen Augen glühten im schummrigen Licht, und sein Grinsen war so breit, dass es beinahe sein gesamtes Gesicht einnahm.
»Ah, mein tapferer Zwergenfreund! Wie schön, dass du mich besuchen kommst!«, rief der Kobold mit überschwänglicher Freude, als hätte er Brimor zu einer Tee-Einladung erwartet. Er breitete die Arme aus, als wolle er den Zwerg zu einer Umarmung auffordern.
Brimor blieb stehen, seine Fackel in der einen Hand, die andere fest zur Faust geballt. Seine Muskeln waren angespannt, als wollte er sich darauf vorbereiten, den Kobold zu packen. »Du hinterlistiger kleiner Lügner! Was hast du mir angetan?« knurrte er, seine Stimme bebend vor Wut.
Der Kobold legte theatralisch eine Hand auf die Brust, als hätte ihn die Anschuldigung tief getroffen. »Ich? Hinterlistig? Brimor, ich bin ehrlich gekränkt! Alles, was ich tat, war, dir zu geben, was du wolltest. Ein kleiner, harmloser Deal zwischen … Freunden.« Das letzte Wort betonte er mit einem Zwinkern.
»Freunde?« Brimor’s Augenbrauen zogen sich zusammen, und sein Gesicht wurde vor Zorn rot. »Du hast mich fast umgebracht! Dieser Kristall …« Er hielt inne, seine Stimme schwankte zwischen Wut und dem Nachhall des erlebten Schreckens. »… hat mich beinahe verbrannt!« Seine Hand zuckte unwillkürlich, als wolle sie den Kobold am Kragen packen.
© Kreative-Schreibwelt 2025-03-07