Brimor Schattenfels und der Kobold-Deal (#15)

»Wo warst du? Die Lieferung hätte vor Stunden ankommen müssen!« Die Stimme seines Vaters, Garim Schattenfels, war fest, jedoch nicht ohne eine Spur von Sorge.

Brimor hielt inne und schüttelte langsam den Kopf. »Die Lieferung … ich konnte sie nicht ausführen.« Seine Stimme klang rau, fast schuldig.

Garim zog die buschigen Augenbrauen zusammen und musterte seinen Sohn mit scharfem Blick. »Was soll das heißen? Du bist ein Schattenfels, Junge! Unsere Kunden verlassen sich auf uns! Außerdem siehst du aus, als hättest du eine Nacht in der Trollhöhle verbracht.«

Brimor grinste schief, seine Müdigkeit nicht verbergend. »Fast. Aber ich habe gelernt, dass Kobolde ein verdammt gutes Pokerface haben.«

»Kobolde?« Garims Stimme war tief und skeptisch. »Willst du mir etwa erzählen, dass du dich wieder mit einem von diesen Halunken eingelassen hast? Ich hab dir gesagt, die sind nicht zu trauen!«

Brimor hob beschwichtigend die Hände. »Lange Geschichte, Vater. Aber keine Sorge, ich habe alles unter Kontrolle.«

Garim schnaubte, ein rauer Ton, der irgendwo zwischen Erleichterung und Frustration lag. »Das hoffe ich. Wenn du schon mit Edelsteinen und seltenen Waren handelst, dann lass dich wenigstens nicht übers Ohr hauen. Wir Schattenfelser haben unseren Ruf zu verlieren.«

»Keine Sorge, ich bin nicht ganz so leicht zu täuschen.« Brimor schlug seinem Vater freundschaftlich auf die Schulter. »Ich bin vielleicht auf die Nase gefallen, aber ich habe auch etwas gelernt.«

Garim nickte langsam, ein Hauch von Stolz in seinen Augen. »Na, das will ich hoffen«, brummte er, bevor er sich umdrehte und in den Laden verschwand.

Brimor blieb einen Moment stehen und ließ seinen Blick über das geschäftige Treiben gleiten. Er griff in seine Tasche und zog das kleine Amulett hervor, das der Kobold ihm gegeben hatte. Es lag warm in seiner Hand, pulsierte fast wie ein lebendiges Herz. Brimor betrachtete die silbrigen, geschwungenen Linien auf der Oberfläche, die an die Schattentunnel erinnerten, durch die er gegangen war. »Na gut, Kobold«, murmelte er, sein Ton halb belustigt, halb ernst. »Vielleicht bist du nicht ganz so übel.«

Er ließ das Amulett wieder in seine Tasche gleiten, straffte die Schultern und wandte sich dem Geschäft zu. Seine Schritte waren jetzt leichter, fast beschwingt, als hätte er eine unsichtbare Last abgeworfen. Es gab noch viel zu tun – Arbeit, Geschäfte und Geschichten, die darauf warteten, erzählt zu werden. Doch tief in seinem Inneren spürte er eine Veränderung, eine neue Wachsamkeit, ein neues Vertrauen in seine eigene Stärke.

Und wer wusste schon, dachte er mit einem leisen Lächeln, welche Abenteuer hinter der nächsten Kurve warteten?