Brimor schleppte sich durch die scheinbar endlosen Tunnel, seine Beine schwer wie Blei. In seiner Faust hielt er den verfluchten Kristall, der sich anfühlte, als wäre er aus glühender Lava gemacht. Jeder Schritt war eine Qual, und der Stein schien mit jeder Sekunde schwerer zu werden, als würde er die gesamte Last der Welt in sich tragen. Sein Atem ging stoßweise, und der Schweiß rann ihm in Strömen über das Gesicht, mischte sich mit dem Staub der Tunnel und brannte in seinen Augen.
»Das verdammte Ding bringt mich noch um«, keuchte er, während er gegen die raue Wand taumelte. Die kühle Feuchtigkeit der Steine durchdrang sein Hemd, doch sie brachte keine Erleichterung. Sein Kopf war ein Chaos aus widersprüchlichen Gedanken – Wut auf den hinterlistigen Kobold, Angst vor den Konsequenzen und Selbstvorwürfe, die ihn nicht losließen.
»Warum bin ich nur so ein verdammter Trottel?«, brummte er und schlug mit der freien Hand gegen die Tunnelwand. Der Schmerz in seinen Knöcheln war ein willkommener Kontrast zur sengenden Hitze in seiner Faust, doch er reichte nicht aus, um die Qual zu überdecken.
Das rötliche Licht des Kristalls flackerte unruhig, warf tanzende Schatten an die Wände, die in Brimors überreiztem Verstand groteske Formen annahmen. Verzerrte Gesichter mit grinsenden Mündern schienen ihn zu verspotten, ihre Augen funkelten bösartig in der Dunkelheit. Brimor presste die Augen zusammen, schüttelte energisch den Kopf, als könnte er die Bilder vertreiben. Doch die Schatten blieben.
»Okay, beruhig dich, Brimor«, murmelte er, seine Stimme brüchig. »Du bist ein Zwerg. Zwerge sind zäh. Wir lassen uns nicht so leicht unterkriegen.« Er versuchte, sich Mut zuzusprechen, doch die Worte klangen hohl in der bedrückenden Stille.
Eine andere Stimme in seinem Kopf widersprach ihm. »Aber was, wenn du den Kristall nie loswirst? Was, wenn du nach Hause gehst und Vater dich mit diesem Ding sieht?«
»Halt die Klappe!«, schrie er plötzlich, und seine Stimme hallte durch die Tunnel, wurde von den Felswänden zurückgeworfen, bis es schien, als würden die Steine selbst über ihn lachen. Der Schrei klang verzweifelt, sogar in seinen eigenen Ohren.
Er zwang sich, weiterzugehen, jeder Schritt schwerer als der letzte. Seine Augen suchten fieberhaft nach einem Ausweg, nach einem Zeichen der Hoffnung, doch der Tunnel erstreckte sich endlos vor ihm, ein scheinbar unbezwingbares Labyrinth aus Dunkelheit und glimmendem Gestein. Die Hitze des Kristalls brannte inzwischen so stark, dass Brimor fast sicher war, Rauch aus seiner geschlossenen Faust aufsteigen zu sehen.
Dann, hinter einer scharfen Biegung, sah er etwas, das ihm das Herz schneller schlagen ließ: eine kleine Nische, verborgen im Schatten. In ihrer Mitte erhob sich ein steinerner Sockel, alt und überwuchert mit Moos und Ranken. Ein schwaches, goldenes Leuchten schien von ihm auszugehen, als würde er den Raum selbst bewachen.
© Kreative-Schreibwelt 2025-02-21