Code Noir: Mord im Netz der KI (Teil 1)

Kreative-Schreibwelt

von Kreative-Schreibwelt

Story

Der Regen prasselte gegen das schmutzige Fenster meines Büros, als ob er versuchte, den Dreck abzuwaschen, der sich über die Jahre angesammelt hatte. Die Tropfen zogen träge Bahnen, schienen es aber auf halbem Weg aufzugeben, genau wie die Menschen, die in dieser Stadt lebten. Die Neonlichter draußen flackerten im Takt des defekten Stromnetzes, während der beißende Geruch von Ozon und altem Schweiß durch die Spalten der Wände sickerte.

Ich lehnte mich in meinem klapprigen Stuhl zurück, der bei jeder Bewegung leise knarrte, und nippte an meiner Flasche Synth-Whiskey. Es war der einzige Luxus, den ich mir noch gönnte – wenn man das Getränk, das mehr nach Chemielabor als nach Whiskey schmeckte, überhaupt Luxus nennen konnte. Mein Büro befand sich in einem verfallenen Gebäude. Die Zeiten, als ich als Ermittler noch gefragt war, schienen endlos lange her zu sein.

Während ich Trübsal blies, flimmerte ein altes Hologramm auf dem Display meiner AR-Brille. Es zeigte einen Kerl mittleren Alters, der sich gerade aus dem Bett eines Motelzimmers schlich, während seine Frau ahnungslos zu Hause saß. »Guter Fang«, murmelte ich trocken und schob den Fall zur Seite. Noch so eine Scheidungsgeschichte. Früher hätte ich solche Fälle abgelehnt, doch früher konnte ich mir das noch leisten.

»Was für ein großartiger Tag«, brummte ich und ließ das Hologramm verschwinden. Mein Spiegelbild auf der Glasfläche des alten Monitors, der auf meinem Schreibtisch stand, sah nicht besser aus als die Stadt draußen – müde Augen, Bartstoppeln, die schon längst nicht mehr im Trend waren und ein zermürbtes Gesicht. Aber zumindest hatte ich noch Whiskey.

»Oh ja, fantastisch«, kam die kratzige Stimme aus meiner AR-Brille. »Vielleicht trinkst du noch einen Schluck, und wir lösen diesen atemberaubenden Fall der verschwundenen Katze.«

»Ich dachte, du magst keine Katzen«, entgegnete ich mit einem tiefen Seufzer, während ich die Flasche langsam abstellte. Kai war die KI in meiner Brille. Mir oftmals nicht gerade wohlgesonnen, war er dennoch seit vielen Jahren mein Partner. Ob ich das gutheißen mag. Ich weiß es nicht. Zumindest hatte ich Gesellschaft.

»Mag ich auch nicht«, schnarrte Kai mit einem Anflug von Abneigung. »Aber dein letztes Abenteuer mit der kaputten Mikrowelle hat meine Begeisterung für Ermittlungsarbeit nicht gerade entfacht.«

Ich schnaubte. Meine Realität war so weit von dem entfernt, was ich mir einst vorgestellt hatte. Statt gefährliche Verbrecher zu jagen, verhungerte ich in einem Büro, das selbst einen Müllcontainer neidisch gemacht hätte. Ein Mann mit Cyberimplantaten, die teurer waren als das Gebäude, in dem ich lebte, und einer Karriere, die ebenso marode war wie das Viertel, in dem ich mich befand.

Plötzlich leuchtete das Display meiner Brille so hell auf, als ob jemand ein Flutlicht in meinem Büro angeschaltet hätte. Es dauert einen kleinen Moment, bevor sich meine Augen an diese plötzliche Helligkeit gewöhnt hatten. Doch dann konnte ich endlich lesen, was dort stand. »Mord in den Sky-Residences«

© Kreative-Schreibwelt 2024-09-25

Genres
Science Fiction & Fantasy
Stimmung
Abenteuerlich, Herausfordernd
Hashtags