Code Noir: Mord im Netz der KI (Teil 14)

Als ich um die letzte Ecke bog, sah ich ihn. Der Kerl lehnte schwer atmend an einer alten, bröckelnden Steinmauer, die Hände auf die Knie gestützt. Sein Atem ging stoßweise. Er sah so erbärmlich aus, wie ich mich fühlte. Für einen Moment überlegte ich, ob ich ihn einfach laufen lassen sollte. War er es wirklich wert, nach all dem Theater? Aber nein, nicht nach dieser Hetzjagd quer durch die Stadt. Nach all dem Aufwand wollte ich mehr als nur eine Trophäe. Ich wollte Antworten.

»Na, kaputt?«, rief ich ihm zu, während ich meine Schritte verlangsamte und mir erlaubte, tief durchzuatmen. Mein Puls beruhigte sich allmählich, aber die Drohnen über mir surrten noch immer, hatten aber aus irgendwelchen Gründen aufgehört zu schießen. Sie schienen auf etwas zu warten.

»Beeindruckend, wirklich«, mischte sich Kai ein, seine Stimme so trocken wie ein Staubsturm in der Wüste. »Vielleicht hast du deine wahre Berufung verpasst. Touristenführer? Oder, noch besser, Comedy? ‚Laufen bis die Beine brennen – die ultimative Stadtführung der Unterklasse‘. Dein Timing ist perfekt. Willst du, dass ich dir eine Webseite baue?«

Ich verdrehte die Augen, ignorierte seinen Spott und schob mich durch die Trümmer am Rand der Gasse auf den Typen zu. Er hob den Kopf kaum, starrte mich nur aus glasigen Augen an, als hätte er längst aufgegeben. Die Flucht war vorbei, und das wusste er. Ich packte ihn am Kragen seines teuren Mantels und zog ihn ein Stück hoch, gerade genug, damit er begriff, dass es kein Entrinnen gab.

»Wer ist dein Auftraggeber?«, fragte ich mit meiner besten »ich-habe-keine-Zeit-für-diesen-Mist«-Stimme.

Aber bevor er auch nur den Mund aufmachen konnte, knackte es in meinem Ohr. »Ähm, Boss …«, meldete sich Kai, und ich hörte bereits in seiner Stimme, dass es nichts Gutes war. »Wir haben da vielleicht ein klitzekleines Problem.«

»Was jetzt?«, fragte ich gereizt, die Geduld längst am Ende. Mein Magen verkrampfte sich, eine Vorahnung breitete sich in mir aus wie eine unsichtbare Bedrohung.

»Der Mogul, du weißt schon, der mit dem Megalomanen-Komplex? Er weiß, dass wir kommen. Hat gerade den Alarm ausgelöst. Und rate mal, was das bedeutet … Genau, eine Party. Und Überraschung: Wir sind die Ehrengäste.«

Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken. Es fühlte sich an, als hätte jemand die Schlinge um unseren Hals gerade ein Stück enger gezogen. Der Typ vor mir war nichts weiter als ein Rädchen in einem viel größeren Spiel. Und wir waren mitten drin, ob wir wollten oder nicht. Zeit, den großen Fisch anzugehen.

»Na großartig«, murmelte ich, ließ den Typen los und richtete meinen Mantel. Der Geruch von Müll und Verfall drang in meine Nase, und ich warf einen letzten Blick in die schmutzige Gasse, die uns hier hergeführt hatte. Der richtige Ärger wartete woanders – und der Tech-Mogul? Der war definitiv als Nächstes dran.