Code Noir: Mord im Netz der KI (Teil 15)

Kreative-Schreibwelt

von Kreative-Schreibwelt

Story

Man sagt, man sollte den Feind besser kennen als sich selbst. Klingt gut in Büchern, aber die Wahrheit? Ich hatte noch nie jemanden getroffen, der mich so verdammt gut kannte – und ich hasste es.

Die Glastür fiel hinter mir lautlos ins Schloss. Vor mir erstreckte sich Raum, so makellos, dass allein sein Anblick wehtat. Ein Büro, das mehr über seinen Besitzer sagte, als es jedes Gespräch je könnte.

Der Mann hinter dem Schreibtisch – ebenso perfekt wie seine Umgebung. Marcus Reed, der Tech-Mogul. Groß, schlank, in einem maßgeschneiderten Anzug. Sein Gesicht? Glatt wie poliertes Glas, ein gesichtsloser Ausdruck, der sofort wieder aus dem Gedächtnis verschwand. Keine Regung, keine Spur von Emotion. Nur diese seltsame Ruhe, die mir mehr Unbehagen bereitete als jede noch so gut gezielte Waffe.

»Willkommen, Ermittler«, sagte er mit einer tiefen, seidenweichen Stimme, als wären wir alte Schulfreunde. »Sie haben sich ganz schön ins Zeug gelegt, um hierherzukommen.«

»Ja, hab gehört, die besten Plätze sind schwer zu kriegen«, antwortete ich trocken, setzte mich und ließ meinen Blick durch den Raum schweifen. Kein einziges persönliches Detail. Kein Foto, keine Notizen, kein Papierstapel. Alles makellos – wie eine perfekt durchgeführte Operation. Hier war ein Mann am Werk, der nichts dem Zufall überließ. Schon gar nicht mir.

»Oh, der berühmte Sarkasmus«, sagte er mit einem leichten Lächeln, das allerdings nicht bis zu seinen Augen reichte. »Ich hatte gehört, dass Sie dafür bekannt sind. Schön zu sehen, dass das kein Mythos ist.«

»Schön, dass ich für irgendwas bekannt bin«, entgegnete ich und hörte ein leises Glucksen im Ohr. Kai schien sich mal wieder zu amüsieren. »Wollen wir damit anfangen, dass Sie mir erklären, warum Sie einen Typen geschickt haben, um mich durch die halbe Stadt zu jagen? Oder war das etwa nur ein Missverständnis?«

Er lachte leise, fast mechanisch. »Missverständnis? Nein, Ermittler, ich arbeite nicht mit Missverständnissen. Aber ich gebe zu, ich war überrascht, wie weit Sie gekommen sind. Hartnäckigkeit – das schätze ich.«

»Hartnäckigkeit ist das Einzige, was mich in diesem Job hält.« Ich erwiderte sein Lächeln nicht, sondern ließ meine Hände locker auf die Armlehnen des Stuhls sinken. »Und jetzt? Ein kleiner Plausch, bevor Sie mich aus dem Fenster werfen?«

»Aus dem Fenster werfen? Wirklich, Ermittler, das ist so… primitiv.« Er erhob sich langsam und trat ans riesige Fenster hinter seinem Schreibtisch. Die Aussicht auf die Stadt war atemberaubend – das unaufhörliche Pulsieren des Lebens weit unter uns. »Abgesehen davon ist das Glas kugelsicher. Sie könnten es nicht mal zerkratzen, selbst wenn Sie es wollten.«

»Oh, das wäre dann eine kurze Flugstunde«, kommentierte Kai in meinem Ohr.

»Schweig, Kai«, murmelte ich schnell, bevor Reed sich umdrehte und mich mit seinen eiskalten Augen fixierte.

© Kreative-Schreibwelt 2025-01-01

Genres
Science Fiction & Fantasy
Stimmung
Abenteuerlich, Herausfordernd
Hashtags