Als sich die Aufzugstüren im Bürokomplex der »Metatronic Industries« öffneten, wurde ich von einem blendend weißen Licht empfangen, das fast schon schmerzhaft auf meine Augen traf. Es war zu sauber, zu perfekt – wie eine chirurgische Umgebung, in der jeder Fehler sofort auffiel. Der Boden glänzte so sehr, dass ich nicht nur mein Spiegelbild darin sehen konnte, sondern fast glaubte, es würde mich anstarren. Jede Ecke dieses Raumes schien förmlich zu schreien: »Hier ist alles unter Kontrolle.« Natürlich war das Absicht.
»Einladend«, murmelte ich leise und trat vorsichtig hinaus, mein Blick nach allen Seiten huschend. Instinktiv wanderte meine Hand zu meiner Waffe, der einzige Komfort in diesem unnatürlich makellosen Raum.
»Oh ja, total gemütlich. Ich frage mich, ob er dir nachher auch ein Glas Wein anbietet – oder eine Kugel, je nachdem, was besser zu deinem Outfit passt«, plapperte Kai. Die Ironie, dass mein AR-Begleiter vielleicht selbst Teil dieses Perfektionismus war, blieb mir nicht verborgen.
»Du weißt, dass er auf dich wartet, oder?«, fuhr er fort, seine Worte jetzt ein wenig ernster. Obwohl er immer den coolen, lässigen Tonfall beibehielt, klang ein Hauch von Unruhe durch, als ob er das hier nicht ganz so lustig fand wie sonst.
»Natürlich wartet er.« Meine Schritte hallten dumpf im Raum wider, jedes Geräusch verstärkt von der immensen Leere. Es fühlte sich an, als wäre ich in einen leeren Tempel getreten, ein monumentales Bauwerk, das nur darauf wartete, von mir geschändet zu werden. »Er hat dieses ganze Theater nur für mich vorbereitet.« Mein Blick wanderte über die glatten, minimalistischen Wände, die so steril wirkten, dass ich fast den Drang verspürte, irgendwo eine schmutzige Spur zu hinterlassen.
»Das wird nicht einfach«, fügte Kai unnötigerweise hinzu. »Er hat hier jede erdenkliche Sicherheitsvorkehrung getroffen. Drohnen, autonome Verteidigungssysteme, wahrscheinlich sogar ein paar fies aussehende Roboter. Und das alles schön verbunden mit seinem süßen kleinen Netzwerk, das er so liebt.«
»Perfekt«, murmelte ich zynisch. »Nichts motiviert mehr, als ein Selbstmordkommando.«
»Ach, komm schon. Wo bleibt der Spaß, wenn es nicht ein bisschen selbstmörderisch ist? Und hey, ich bin ja dabei – so was wie moralische Unterstützung. Auch wenn …« Kai hielt inne, und seine Stimme wurde jetzt fast nachdenklich, »… du vielleicht besser zweimal überlegst, bevor du mich komplett ignorierst. Schließlich habe ich mehr über dieses System gelernt, als du in deinem Menschenleben jemals könntest.«
Ich ignorierte die Anspielung und ging weiter, mein Blick stets auf die Wände gerichtet. Ich wusste, dass hinter diesen perfekt aufgeräumten Fassaden Dutzende von Fallen lauerten, jede mit der Präzision eines Chirurgen geplant. Wenn er mich hätte umbringen wollen, hätte er es längst tun können. Aber das war nicht sein Stil – nicht bei mir.
© Kreative-Schreibwelt 2025-02-26