Code Noir: Mord im Netz der KI (Teil 24)

Kreative-Schreibwelt

von Kreative-Schreibwelt

Story

Endlich erreichte ich den Kontrollraum. Der Anblick ließ sogar meine abgebrühten Nerven kurz zucken. Riesige Bildschirme, eingelassen in die Wände, zeigten die Datenströme der Stadt in Echtzeit. Jedes System, jedes Netzwerk, jede einzelne Person, die jemals einen digitalen Fingerabdruck hinterlassen hatte, war hier kartiert, überwacht, gelenkt. Es war wie ein überdimensioniertes Schachbrett, nur dass hier die Figuren keine Ahnung hatten, dass sie auf dem Spielbrett standen.

In der Mitte des Raumes stand er.

»Ermittler«, begrüßte mich Marcus Reed, der Mogul, ohne sich umzudrehen. Er stand vor einem der gigantischen Fenster, das die Stadt unter uns wie ein filigranes Spielzeugmodell erscheinen ließ. Seine Stimme war ruhig, beinahe freundlich, was den kalten Schauder in meinem Nacken nur noch verstärkte.

»Schön, dass Sie es geschafft haben.« Seine Worte schienen in der Luft zu verharren, als ob sie auf eine Reaktion von mir warteten.

»Nichts für ungut, aber es war gar nicht so schwer, wie Sie es sich vielleicht erhofft haben.« Ich trat näher, die Hand noch immer an meiner Waffe, obwohl wir beide wussten, dass er bereits alle Karten in der Hand hielt. »Sie wollten, dass ich hierherkomme, richtig?«

Er drehte sich langsam um, ein kaltes Lächeln auf den Lippen. Reed sah genauso aus, wie man es von einem technokratischen Mastermind erwarten würde: makelloser Anzug, perfekte Haltung, jede Bewegung präzise und kalkuliert wie ein Algorithmus. »Natürlich. Sie haben sich genau so bewegt, wie ich es erwartet habe. Und jetzt sind sie hier, um Antworten zu bekommen.«

»Genau.« Ich hielt inne, nur noch wenige Meter von ihm entfernt. »Warum all das? Was bringt es Ihnen, die halbe Stadt zu manipulieren?«

Sein Lächeln vertiefte sich, fast so, als würde die Frage ihn amüsieren. »Macht. Natürlich Macht. Aber so simpel ist es nicht, wie Sie es sich vielleicht vorstellen. Es geht vielmehr um Kontrolle. Kontrolle über Informationen, über die Wahrnehmung. In einer Welt, die so von Technologie durchdrungen ist wie unsere … warum sollte man nicht derjenige sein, der die Fäden zieht?«

»Und der Mord?« Meine Finger krampften sich um den Griff meiner Waffe. »War das nur ein weiterer Schritt in Ihrem Plan?«

»Der Mord?« Er hob eine Augenbraue, als wäre es eine triviale Angelegenheit. »Eine notwendige Demonstration. Ich musste zeigen, wie tief meine Kontrolle reicht. Wie weit ich in die Gedanken der Menschen eindringen kann.«

»Ja, klar. Gedankenmanipulation. Der übliche Wahnsinn.« Kais Stimme war in meinen Ohren spürbar. »Ich wette, er trägt nachts einen Superhelden-Umhang.«

»Die Systeme, die ich erschaffen habe, sind nicht nur Werkzeuge«, fuhr Reed fort, »sie sind Erweiterungen meines Willens. Der Mann musste sterben, weil er … im Weg war.«

© Kreative-Schreibwelt 2025-03-05

Genres
Science Fiction & Fantasy
Stimmung
Abenteuerlich, Herausfordernd
Hashtags