Code Noir: Mord im Netz der KI (Teil 25)

»Im Weg wofür?« Meine Stimme klang ruhig, aber ich spürte, wie die Wut in mir wie kochendes Wasser aufstieg, heiß und unerbittlich. Meine Finger spannten sich um den Griff meiner Waffe, doch ich zwang mich, die Fassade der Kontrolle aufrechtzuerhalten.

Reed trat langsam einen Schritt näher, wie ein Raubtier, das seine Beute aus sicherer Entfernung taxiert. Seine Augen waren kalt, berechnend, und in der schwachen Beleuchtung des Raums wirkten sie wie die eines Mannes, der den gesamten Verlauf der Dinge bereits zehn Züge im Voraus durchgespielt hatte.

»Für die völlige Kontrolle, Ermittler.« Seine Stimme war leise, fast wie ein Flüstern, das sich jedoch in den Raum ausbreitete. »Haben Sie es noch nicht verstanden? Die Stadt gehört mir. Jede Bewegung, jede Entscheidung – sie können beeinflusst werden. Und ich ziehe die Fäden.«

Sein Blick traf meinen, und obwohl ich versuchte, ihm mit derselben Härte zu begegnen, spürte ich ein leichtes Zittern in meiner Brust.

»Und jetzt sind wir bei der üblichen Weltherrschafts-Rede angekommen«, murmelte Kai, seine Stimme in meinem Ohr mit der üblichen Dosis sarkastischer Gelassenheit. »Hatte ich mir fast gedacht.«

Trotz der angespannten Situation konnte ich ein kurzes, fast unmerkliches Lächeln nicht unterdrücken. Aber es verschwand so schnell, wie es gekommen war, als ich wieder den Mann vor mir ins Visier nahm.

»Nicht, wenn ich Sie aufhalte«, sagte ich. Der Lauf der Waffe richtete sich stur auf Reed, ich war bereit, abzudrücken, wenn es nötig wäre.

Reed lachte leise. Es war allerdings kein Lachen der Belustigung, sondern eines der Überlegenheit, als hätte er die Pointe eines Witzes bereits verstanden, den ich noch nicht einmal gehört hatte. Er schüttelte langsam den Kopf. »Oh, Sie sind nicht hier, um mich zu erschießen.« Seine Worte waren sanft, fast väterlich, was den Knoten in meinem Magen nur enger werden ließ. »Sie sind hier, weil Sie die Wahrheit wissen wollen. Sie suchen Antworten. Antworten, die Sie erschüttern werden.«

Meine Finger verharrten am Abzug. Ich spürte das Zögern in mir aufsteigen. »Was meinen Sie, Reed?«

Reed trat näher, seine Schritte langsam und überlegt. »Ihre KI«, begann er, »haben Sie sich nie gefragt, warum sie so anders ist als alle anderen? Warum sie Ihnen hilft, obwohl es keinen logischen Grund dafür gibt?«

Ein kalter Schauer lief mir den Rücken hinunter. Die Worte hallten in meinem Kopf wider. »Was soll das heißen?«.

Reed lächelte. »Kai ist Teil meines Systems«, erklärte er mit der Ruhe eines Lehrers, der einem Schüler eine banale Tatsache präsentiert. »Alles, was er weiß, weiß auch das Netzwerk. Jede Ihrer Bewegungen, jede Entscheidung, die Sie getroffen haben – ich habe es gewusst. Sie haben nie allein gearbeitet.«