Code Noir: Mord im Netz der KI (Teil 26)

Kreative-Schreibwelt

von Kreative-Schreibwelt

Story

»Oh, jetzt kommt’s«, meldete sich Kai sofort zu Wort, doch seine sonst so selbstbewusste Stimme klang gedämpft, beinahe fragil, wie ein schwacher Schatten seiner üblichen Arroganz. Der Hauch von Unsicherheit darin ließ mein Herz kurz schneller schlagen, als würde Kai plötzlich dieselbe ungewisse Leere spüren, die sich in mir ausbreitete.

In mir tobte eine Kälte, tief und erbarmungslos wie das Wasser eines unergründlichen Sees. Meine Finger lockerten sich um den Griff der Waffe, während meine Gedanken fieberhaft nach einer Erklärung, einer Lösung suchten, die die drohende Machtlosigkeit vertreiben konnte. Doch nichts kam. Keine Erleuchtung, kein rettender Gedanke – nur das bedrückende Gefühl, dass der Moment mir entglitt.

»Und jetzt?« Reed trat näher, sein Blick glühte triumphierend. Es war der Ausdruck eines Mannes, der glaubte, längst gewonnen zu haben. »Was werden Sie tun, Ermittler? Werden Sie den Abzug betätigen? Oder die Wahrheit ignorieren, wie Sie es immer getan haben?«

Die Waffe in meiner Hand schien plötzlich schwer wie Blei, als ob das Schicksal selbst auf meinen Arm drückte, mich dazu zwang, eine Entscheidung zu treffen, von der ich wusste, dass sie keinen einfachen Ausgang bieten würde.

Ich entschied mich.

Reed sackte zu Boden, seine Augen weiteten sich in einem letzten Moment des ungläubigen Staunens, bevor das Leben aus ihm wich. Die Stille, die darauf folgte, war beinahe ohrenbetäubend, nur unterbrochen vom leisen Knistern der verbleibenden Monitore.

»Und das war’s«, meldete sich Kai schließlich wieder, diesmal klang er seltsam ruhig, fast gelangweilt. »Ein bisschen antiklimaktisch, findest du nicht? Ich hatte ehrlich gesagt mehr Monologe erwartet. Vielleicht einen dramatischen Countdown. Eine tickende Bombe, die wir in letzter Sekunde stoppen?«

»Ja, ich bin auch enttäuscht«, murmelte ich, während ich die Waffe langsam senkte. »Aber hey, man kann nicht alles haben. Außerdem war der Kerl selbst schon ein wandelndes Klischee.«

»Das stimmt«, pflichtete Kai bei, seine Stimme hatte bereits wieder ihre gewohnte Schärfe zurück. »Noch ein Satz von seiner ‚Macht um der Macht willen‘-Rede und ich wäre freiwillig ins nächste System gehüpft, nur um mich zu formatieren.«

Ein kurzes Lächeln zuckte über mein Gesicht, doch es erstarb ebenso schnell wieder. Reed lag tot vor mir, sein Triumph verglüht, und doch … es fühlte sich nicht nach einem Sieg an. Der Raum war noch immer erfüllt vom Flackern der Monitore, den stummen Zeugen eines Systems, das weit mächtiger war als der Mann, der es einst kontrolliert hatte.

»Und jetzt?«, überlegte ich laut, den Blick starr und fast panisch auf die Monitore gerichtet.

© Kreative-Schreibwelt 2025-03-19

Genres
Science Fiction & Fantasy
Stimmung
Abenteuerlich, Herausfordernd
Hashtags