Code Noir: Mord im Netz der KI (Teil 29)

Kreative-Schreibwelt

von Kreative-Schreibwelt

Story

Ich saß wieder an meinem Schreibtisch, ein bitterer Drink in der einen Hand, die AR-Brille in der anderen, deren Gewicht sich schwerer anfĂŒhlte als sonst. Draußen peitschte immer noch der Regen gegen die Fensterscheibe, ein endloses Trommeln, das die Stadt in einem grauen Schleier begrub. Das war nichts Neues – Regen, Dreck und der Gestank der Verzweiflung waren so alltĂ€glich wie die Luft, die ich atmete.

»Also«, begann Kai, seine Stimme hatte eine beinahe absurde Sanftheit, als wĂŒrde er eine bedeutungsvolle Konversation einleiten wollen. »Willst du darĂŒber reden?«

»Reden? Nein, Kai. Das war kein Tag, der nach einem GesprÀch verlangt.«

»Och, komm schon«, beharrte er mit einem unnatĂŒrlich optimistischen Ton, der fast wie ein schlechter Scherz wirkte. »Du hast gerade einen der mĂ€chtigsten MĂ€nner der Stadt kaltgestellt, eine gigantische Verschwörung aufgedeckt und dich von psychopathischen Systemen losgeschnitten. Wenn das nichts zum Reden ist, was dann?«

Ich starrte auf das halbvolle Glas in meiner Hand. Die FlĂŒssigkeit darin schimmerte matt im kalten Neonlicht, das von draußen in mein BĂŒro drang. »Reden? Was soll ich dazu sagen? Dass ich nichts weiter war als eine Marionette in seinem verdammten Spiel? Dass du es auch nicht wusstest? Oder vielleicht, dass sich trotz allem nichts geĂ€ndert hat?«

Kai ließ eine kurze Pause entstehen, bevor er mit gespielter EnttĂ€uschung antwortete: »Selbst fĂŒr deine VerhĂ€ltnisse ist das eine bemerkenswerte Portion Zynismus.«

»Willst du wirklich hören, dass ich mich gut fĂŒhle?« Ich nahm einen tiefen Schluck und verzog das Gesicht, als der Geschmack sich auf meiner Zunge ausbreitete. »Dass die Welt jetzt ein besserer Ort ist? Klar, der Mogul ist tot, aber sein Netzwerk … es bleibt in gewisser Weise bestehen. Die Leute werden weiterhin manipuliert, weiterhin von Technologien gelenkt, die sie nicht verstehen – und wir? Wir sind nur ein weiteres Zahnrad in der Maschine.«

Eine schwere Stille senkte sich ĂŒber das BĂŒro. Selbst Kai schien nichts mehr hinzuzufĂŒgen zu haben. Oder vielleicht erkannte er, dass es keinen Sinn hatte.

»Wahrscheinlich hast du recht«, gab er nachdenklich zu. »Aber hey, wir haben ĂŒberlebt, oder? Ich meine, du stehst noch. Und ich … nun ja, ich bin immer noch hier, trotz allem.«

Ich lehnte mich zurĂŒck, ließ meinen Blick ĂŒber das dreckige Fenster schweifen, an dem die Regentropfen in dicken Rinnsalen herunterliefen. »Ja. Wir sind noch hier. Vielleicht ist das das Einzige, was zĂ€hlt.«

Die Stadt war kaputt. Verdorben bis in ihre Knochen. Aber sie war meine Stadt. Es gab immer eine neue LĂŒge zu entlarven, einen neuen Feind zu bekĂ€mpfen, einen weiteren Fall zu lösen. Und vielleicht … war das alles, was ich jemals brauchen wĂŒrde.

— ENDE —

© Kreative-Schreibwelt 2025-04-09

Genres
Science Fiction & Fantasy
Stimmung
Abenteuerlich, Herausfordernd
Hashtags