Der zweite Advent: Überraschende Einladung

Kreative-Schreibwelt

von Kreative-Schreibwelt

Story

David hatte die letzte Woche in Winterfeld verbracht, ohne es zu bemerken. Der Sturm hatte ihn festgehalten, und obwohl er ursprĂŒnglich nur auf Zeit spielte, erwischte er sich dabei, wie er durch das Dorf schlenderte, als gehöre er schon lange dazu. Der erste Adventsmarkt hatte ihn in seinen Bann gezogen. Mehr, als er zugeben wollte. Aber es war eindeutig Emmas LĂ€cheln, das ihn immer wieder in den kleinen Laden zog.

Am Morgen des zweiten Advents wachte David auf und stellte fest, dass es aufgehört hatte zu schneien. Ein Klopfen an der TĂŒr seines kleinen GĂ€stezimmers unterbrach seine Gedanken. Emma stand dort, ihre Wangen noch röter als sonst. »Guten Morgen, Stadtabenteurer!«, sagte sie, mit einem verschmitzten Funkeln in den Augen. »Heute ist der zweite Adventsmarkt, und ich brauche jemanden, der mir hilft. Lust auf eine Runde Weihnachtswahnsinn?«

David hob eine Augenbraue. »Ich dachte, ich bin hier der unfreiwillige Gast, nicht der freiwillige Helfer.«

»Oh, keine Sorge, du bekommst eine Gegenleistung«, sagte sie und wedelte mit einer TĂŒte voller duftender Lebkuchen. »Aber pass auf, sie sind berĂŒchtigt. Ein Bissen und du bist sĂŒchtig.«

»Das klingt nach einem faulen Trick«, sagte er, wĂ€hrend er sich die Jacke ĂŒberzog und Emma in die KĂ€lte zum Marktplatz folgte.

»Hier, halt das mal«, sagte Emma und drĂŒckte ihm eine Kiste voller bunter Kugeln in die HĂ€nde. »Die kommen an den Stand mit den handgemachten StrĂŒmpfen. Und wehe, du verlierst eine, die sind meine GlĂŒcksbringer.« David lachte. »Verstanden. Keine Kugeln sterben unter meiner Aufsicht.«

Es dauerte nicht lange, bis er den Rhythmus der geschĂ€ftigen Vorbereitungen aufnahm. Dorfbewohner grĂŒĂŸten ihn, als wĂ€re er einer von ihnen, und Kinder rannten kichernd mit Schlitten umher. Er spĂŒrte, wie die KĂ€lte durch seine Handschuhe kroch, aber seltsamerweise störte es ihn nicht. »David!«, rief eine Stimme, die sich wie warme Schokolade anfĂŒhlte. Emma kam mit zwei Tassen Kakao auf ihn zu, und er nahm eine dankend entgegen. »Ich hĂ€tte nie gedacht, dass ein Stadtmensch so gut im Glitzersortieren ist«, sagte sie und prostete ihm zu.

»Tja, man lernt nie aus«, entgegnete er und nahm einen Schluck. Die WĂ€rme breitete sich in ihm aus, zusammen mit etwas Neuem, das er nicht ganz greifen konnte. »Du weißt, dass heute Abend das große Weihnachtsessen stattfindet, oder?«, fragte sie plötzlich. »Das große was?«, fragte er verwirrt. »Das Weihnachtsessen«, wiederholte Emma. »Jeder bringt etwas mit, und es gibt Geschichten, Lieder und natĂŒrlich Tanz. Und du bist eingeladen.«

David hielt inne. Ein Teil von ihm wollte ablehnen, sich zurĂŒckziehen und auf den RĂŒckweg warten, der bald möglich sein sollte. Aber ein anderer Teil, einer, den er bisher ignoriert hatte, wollte bleiben, wollte sich der Magie hingeben. »Na gut«, sagte er und hob seine Tasse. »Ich bringe … mich selbst mit.« Sie lachte, und das GlockenlĂ€uten war wieder da. »Das ist schon mal ein guter Anfang.«

© Kreative-Schreibwelt 2024-12-08

Genres
Romane & ErzÀhlungen
Stimmung
Emotional, Komisch, Unbeschwert
Hashtags