Die Vertrauensfrage im Parlament

Margit Thürauf

von Margit Thürauf

Story
2024


Emotionen im Parlament*


Es ist eine Zeit, in der Vertrauen verlorenging, 
ja sogar gegenseitiges Misstrauen größer wird
und sich kaum mehr jemand etwas getraut, 
oder gar anderen zutraut
und schon gar nichts anvertraut.
Es ist traurig.

Gegenseitige An- und Beschuldigungen,
keine Entschuldigungen, 
ausschließlich Unschuldsbeteuerungen
und maximal Teilschuldeingeständnisse.
Dafür Pläne für noch größere Verschuldungen. 

Beschämend zuschauen zu müssen, 
wie sich Volksvertreter hämisch äußern,
ohne dass ihnen Schamröte ins Gesicht steigt, 
oder Schamgefühle hochkommen.
Zum Fremdschämen.

Viele von ihnen bereits älter, manche alt, 
andere noch nicht im Erwachsenenalter.
Keine Altersbeschränkung nach oben und
vor allem keine Alternativen
im Zeitalter der Spalter, Verwalter, Erhalter
und fehlender Gestalter und
auf ihre Altersbezüge für den Altenteil alternde.

Die Lage löst auch intern Angstgefühle aus, 
Ängste, den richtigen Zeitpunkt zu verpassen, 
das Falsche zu sagen, etwas zu vergessen.
Erfolgsangst, Existenzangst, Versagensangst.
Abstiegsängste bei Angstverbreitern.
Es riecht nach Angstschweiß im Parlament.

Es ist wenig Entscheidungsfreude zu spüren, 
kaum Risikofreude, dafür Schadenfreude.
Keinerlei offene Diskussionsfreude.
Unerfreulich das Ganze!
Ohne Vorfreude auf freudige Ereignisse.
Keinerlei geteilte Freude
und noch weniger selbstlose.
Das führt nirgends zu Freudensprüngen. 

Manches Verhalten erscheint abgemacht,
in Hinterzimmern ausgemacht.
Anderes wird einfach nicht gemacht,
was auch zu Entmachtung führt.
Viele Probleme wirken hausgemacht.
Es wird dichtgemacht und
Deutungsmacht eingefordert.
Ohnmacht statt Vollmacht.

*Diese Zeilen entstanden am 16.12.2024 nach der Plenarsitzung im Deutschen Bundestag, in der der damalige Bundeskanzler Olaf Scholz aus strategischen Gründen die Vertrauensfrage nach Art. 68 GG stellte und dies der Auftakt für wahlkämpfähnliche Reden im Parlament war.



Selbstauskunft
Jedes Wort
das jemand spricht
erzählt über ihn selbst.
Jedes Wort, das jemand spricht
erzählt viel mehr über ihn selbst
als über das Thema, um das es geht.
Selbstauskunft.

© Margit Thürauf 2024-12-17

Genres
Humor& Satire
Stimmung
Reflektierend