Leseprobe: ANLEINEN – Kaffeeklatsch über …

von Gitte Kuther

Story
Köln

Für den Valentinstag hatte ich Meike versprochen, auf ihren zuckersüßen Labradorwelpen Caspar aufzupassen, damit sie endlich den lang geplanten Ausflug mit ihrem Mann unternehmen konnte. Unser freitägliches Mädelstreffen verlegte ich daher kurzerhand zu mir nach Hause. Die Runde war einverstanden, allerdings stellten nun sie schmunzelnd eine Bedingung: Ich musste den legendären ‚Riemchenapfel‘ besorgen.
Gerade als meine Wohnung kaffeerundentauglich und welpensicher war, klingelte Meike auch schon. Kaum hatte ich die Wohnungstür einen Spalt geöffnet, da huschte Welpe Caspar bereits ins Wohnzimmer und stürmte zu Salome. Salome war mit ihren neun Jahren bereits im stolzen Rentenalter und konnte mit dem Junggemüse nichts anfangen. Mit stoischer Ruhe ertrug sie zwar dessen Anwesenheit, aber als Kennerin der Doggensprache sah ich förmlich die Sprechblase über ihrem Kopf: „Wann geht es wieder?“
„Da sind wir!“, lachte Meike und umarmte mich flüchtig. „Ich bin etwas spät dran, Gitte. Du findest in der Tasche alles für Caspar. Brauchst du Hilfe beim Aufstellen seiner Gitterbox?“
Die Gitterbox war schnell aufgebaut und Caspar durfte mit einem Keks dort zur Ruhe kommen. Er schlief bald ein und ließ mich ungestört meine Vorbereitungen für unseren Kaffeeklatsch zu Ende bringen.
Mit dem Ertönen der Türklingel war Caspar hinter seinen Gittern sogleich fit und freute sich wie Bolle. Dank Gitterbox konnte ich meine Freundinnen in Ruhe begrüßen und ihre Jacken entgegennehmen. Salome war das Begrüßungsritual schon gewohnt und erhob sich nicht einmal, als meine Freundinnen mit großem ‚Hallo‘ eintraten.
Sie konnten es kaum erwarten, Caspar endlich zu knuddeln. Aber da hatten sie die Rechnung ohne Gitte, die Spaßbremse, gemacht.
„Wir lassen den Kleinen sich erst mal ‚hinter Gittern‘ beruhigen. Kommt, genehmigen wir uns ein Gläschen Sekt!“ schlug ich vor und ergänzte „Nichtbeachtung ist das Zauberwort!“
„Kannst du mir mal erklären, warum wir den süßen Knuddelbären immer noch nicht begrüßen dürfen?“ entrüstete sich Margit und schaute sich suchend nach dem Welpen um, nachdem ich die Gitterbox endlich geöffnet hatte.
„Ich möchte nicht, dass Menschen bei ihm überschwängliches Hochspringen auslösen. Wenn er das im Erwachsenenalter macht, kann das schlimme Folgen haben,“ führte ich aus. „Sobald Caspar sich gelangweilt von euch abwendet, könnt ihr ihn ein wenig später gerne knuddeln.“
„Dass Caspar im Käfig eingesperrt wird, kommt mir bekannt vor“, warf Sigrid ein. „Das war bei uns für Bea und Leo der Laufstall. Waren sie drin, konnte ich in Ruhe putzen oder kochen, weil die Kleinen gut aufgehoben waren. Im Laufstall konnten sie sich nicht die Finger verbrennen oder Treppen herunterfallen.“
Helga stimmte lachend zu: „Wir haben das immer den ‚Kinderknast‘ genannt.“


© Gitte Kuther 2024-03-15

Genre*
Romane & Erzählungen
Stimmung
Emotional, Komisch
Hashtags
Kinder, Hunde