âHör gut zu, BartolomĂ€usâ, sagte Meister Magellan streng, wĂ€hrend er mich mit einem skeptischen Blick musterte. âDiese Suppe verleiht ewige Jugend. Eine Prise Phönixasche, ein Tropfen Elfennektar, und vor allem â absolute PrĂ€zision.â
Ich nickte eifrig und wĂŒrde die Aufgabe schon schaffen. Doch kaum hatte Meister Magellan den Raum verlassen, stolperte ich vor lauter Aufregung bereits ĂŒber meine eigenen FĂŒĂe und riss dabei eine Flasche TrolltrĂ€nen vom Regal. Die Flasche fiel, zerschellte, und die TrĂ€nen flossen in den Kessel. NatĂŒrlich, wie konnte es auch anders sein.
âOh neinâ, flĂŒsterte ich, als sich ein merkwĂŒrdiger Dampf aus dem Kessel erhob. Hektisch versuchte ich, den Schaden zu beheben, griff dabei aber dummerweise nach dem falschen BehĂ€lter. Statt der Phönixasche kippte ich nĂ€mlich eine Handvoll Drachenglibber in den Topf. âDas wird schon irgendwie passenâ, murmelte ich vor mich her, als ich mein Missgeschick bemerkte und rĂŒhrte nervös um.
Der Kessel begann zu brodeln und ein unheilvolles Gurgeln kam daraus hervor. âDas sollte ich lieber schnell wieder in Ordnung bringenâ, dachte ich und schaute stirnrunzelnd in die blubbernde BrĂŒhe. Doch vor lauter Eile stolperte ich erneut, diesmal ĂŒber den Umhang des Meisters, der auf dem Boden lag. Warum musste der auch so blöd hier herumliegen. Mit einem lauten Scheppern fiel ich mit der Schulter voran gegen das Regal. Es schwankte so stark, dass gleich mehrere Flaschen mit magischen Zutaten direkt in den Kessel fielen.
âNein, oh nein, oh nein!â, rief ich, aber es war zu spĂ€t. Der Kessel begann zu vibrieren und gab nun ein ohrenbetĂ€ubendes Zischen von sich. Mit vor Schreck weit aufgerissenen Augen wich ich zurĂŒck. Plötzlich schoss die Suppe wie ein Geysir aus dem Kessel, spritzte durch den Raum und ergoss sich aus der TĂŒr hinaus in den Schlossflur.
Mit pochendem Herzen rannte ich hinterher. Irgendwie musste ich die Suppenflut stoppen, bevor der Meister zurĂŒckkehrte. Doch als ich in den Flur trat, sah ich bereits das nĂ€chste Unheil. Eine PfĂŒtze bildete sich unter den FĂŒĂen der Königin. Entsetzt beobachtete ich, wie die hochgewachsene Dame plötzlich schrumpfte, ihre königliche Robe um sie herum fiel, bis nur noch ein kleines MĂ€dchen in einem zu groĂen Kleid ĂŒbrig war.
âWas hast du getan?â, rief Meister Magellan, der gerade zurĂŒckgekehrt war und das Chaos mit Fassungslosigkeit betrachtete. Um uns herum wurden die Diener und WĂ€chter zu Kindern, die verwirrt in viel zu groĂen Uniformen standen.
Starrend auf das Geschehen, war ich unfĂ€hig zu sprechen. âIch… ich wollte doch nur alles richtig machen.â
Meister Magellan seufzte tief. âEs scheint, BartolomĂ€us, du hast die Suppe der ewigen Jugend in etwas völlig anderes verwandelt.â Er betrachtete die königliche Miniaturversion mit einem schweren Ausdruck. âNun, zumindest haben wir jetzt viel Zeit, um das Problem zu lösen.â
© Kreative-Schreibwelt 2024-09-04