NĂ€chster Halt: Stubentor

Gabriele Koubek

von Gabriele Koubek

Story

Meine Expedition in der Station Stubentor der Linie U3 starte ich am Parkring.

Drei AufzĂŒge stehen fĂŒr die FahrgĂ€ste bereit. Um nichts von der versprochenen Kunst zu versĂ€umen, nehme ich die Stiegen. Großer Fehler, denn wer Lift fĂ€hrt, sieht bereits das Erste der drei voneinander getrennt montierten Kunstinstallationen.

Diese Station ist dreigeschossig gebaut. Die beiden Röhren wurden aus PlatzgrĂŒnden ĂŒbereinander gelegt. Daher sind es viele, viele Stufen bis in den Untergrund.

Im Untergeschoss angekommen sehe ich sofort die Wandbilder. „Bewegungen der Seele“ hat sie der KĂŒnstler Michael Hedwig genannt. Das grĂ¶ĂŸere Bild hat eine LĂ€nge von 10 Metern und das kleinere ist 5 Meter lang. Das dritte Bild ragt in den Liftschacht und ist fast 9 Meter hoch. Die Werke verleihen dem Zugang zur U-Bahn eine angenehme AtmosphĂ€re. Sie wirken freundlich und heiter.

Die Tafeln beeindrucken nicht allein durch die GrĂ¶ĂŸe, sondern auch durch die Harmonie der Farben. Zarte fast durchscheinende Farbtöne in Rot und Orange bis hin zu Gelb stehen im Kontrast zu einem krĂ€ftigen Blau. Menschen in Bewegung sind zu sehen. Menschen, die sich Nahe sind und kommunizieren.

Das GemĂ€lde ist nicht ein Denkmal fĂŒr eine einzelne Person, einen Herrscher oder Feldherrn. Es ist ein Bildnis der Emotionen und Gedanken der Wiener, und allen FahrgĂ€sten der U-Bahn. Das Bild gibt den Menschen, die tĂ€glich daran vorbeigehen, Freude und Mut. Es hilft, das morgendliche GĂ€hnen zu ĂŒberwinden oder den tĂ€glichen Stress abzubauen.

Ich denke, das ist eine sehr wichtige Aufgabe die dieser fröhliche Fries hier erfĂŒllt.

Michael Hedwig wurde1957 in Lienz geboren. Er ist ein österreichischer Maler, Zeichner und Druckgrafiker der immer figĂŒrlich gemalt hat. Die drei Wandbilder „Bewegungen der Seele“ wurden schon 2005 in der U-Bahn Station montiert und haben bis heute nichts an Ihrer AktualitĂ€t verloren.

In dieser Station gibt es, außer Kunst auch einen Teil der Wiener Stadtgeschichte zu sehen. Beim Ausgang Wollzeile wurden beim U-Bahn-Bau Überreste des Fundaments der alten Wiener Stadtmauer freigelegt. Diese Bausteine wurden aufbereitet und in die Planung der StationsausgĂ€nge integriert und geben erstaunliche Einblicke in eine lĂ€ngst vergangene Zeit.

Wer die Station beim Ausgang Dr.-Karl-Lueger-Platz verlĂ€sst, sieht einen Teil der Renaissancemauer. Oben angelangt sind im Straßenpflaster der Schwarze Turm und der Grundriss des 1555–1566 erbauten Stubentors wiedergegeben. Dieses Wiener Stadttor hat mehreren TĂŒrkenbelagerungen standgehalten.

Um diese Station zu erkunden habe ich mir viel Zeit genommen. Hier gelangt man nicht nur zur U-Bahn, so ganz nebenbei kann man auch Kunst genießen und Geschichte lernen.


© Gabriele Koubek 2024-01-27

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