Nacht in Marbella

Luma

von Luma

Story
Marbella

Vom Abend zur Nacht saßen sie da alle zusammen um den runden Feuerkelch. Im Hintergrund das stetige, leise Rauschen des Flusses; seine Wellen, die immer wieder leicht gegen Steine wogten. Der Sturm, der noch vor einer Stunde, als sie in ihren zwei Autos donnernd über die Straßen Tarifas fuhren, an den Türen und Gedanken rüttelte, wehte nun nicht mehr.

Sie redeten nicht, das Tal hatte ihnen seinen Atem aufgelegt. Keiner von ihnen wollte sich gegen die Stille auflehnen, die Hand des Sees wog zu mächtig auf den Schultern. Es war einer der stillsten Abende, einer, an dem nicht einmal die Pferde wagten, der Ruhe zu entgegnen. Mit gesenkten Köpfen und erhobenen Ohren standen sie dort, einige Meter entfernt von ihrer Feuerstelle am Ufer.

Er sitzt dem Feuer am nächsten, die breiten Schultern gebeugt, das Gesicht unter der Kapuze den Flammen entgegen. Ein warmer Lichtschein umspielt seine scharfen Gesichtszüge, die blasse Haut. Er trägt nie große Emotionen über sein Gesicht nach draußen.

Sie hingegen schaut nach oben, die Augen suchend, ein springender Ball, eine Palme mit drei Blätterfächern, der Mond, der genau dahinter steht und silbernes Licht durch das Blauschwarz der Nacht zieht.

Er steht auf und legt einen Feuerscheit nach, beobachtet das Züngeln mit einem Blick, der von weither zu kommen scheint, nur kurz anhält, schon wieder weiterzieht.

«Schlaft hier am Feuer, wenn ihr wollt. Im Sommer schlafe ich immer hier draußen, nur mit einer Hängematte vor dem See und unter den Sternen schläft es sich am besten. Ich hole euch Liegen und Decken – Kissen« , mit einer schnellen Bewegung verschwindet Mery in diffuser Dunkelheit.

Zwei von ihnen schauen sich an, er schaut ins Feuer.

Wir schlafen bei den anderen, sagen sie,

Es ist kalt.

Er bleibt.


Jetzt liegt er auf einer der Liegen, sein Schlafsack, Decken von ihr, das Feuer nachgeschürt, um sich lange warm zu halten. Der Hund hatte sich auf seine Brust gelegt. Schwer und warm. Er spürt ihn atmen, den Herzschlag von Bodo gegen seinen eigenen.

Neben ihm der See, Feuer, Sterne, vor ihm, am Horizont der Berge, der langsam untergehende Mond. Es weht ein tiefer, gleichmäßiger Atmen.

Ein weiterer Tag geht unter der Kuppel der Welt zu Ende.

Ich bin lange nicht mehr mit so einem breiten Lächeln auf den Lippen eingeschlafen.

© Luma 2023-06-30

Genres
Romane & Erzählungen
Stimmung
Herausfordernd, Entspannend
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