Schildkrötennnamen

von Jenni

Story
Deutschland 1994 – 1996

Charlotte ist ein Schildkrötenname„, sagt mein Papa immer.

Deswegen nenne ich meine Freundin Charlotte auch auf jeden Fall Lotti oder Lotta, wenn ich mit meinen Eltern über sie rede.

Das hilft allerdings nicht wirklich, denn wenn ich mich richtig erinnere, hieß die Schildkröte in dem Buch, das sich mit diesem Schildkrötenname-Spruch in das kollektive Gedächtnis meiner Familie eingebrannt hat, auch „Lotti“ und nur mit vollem Namen, ganz am Anfang des Buchs, „Charlotte“.

Ich habe schon im Internet nach dem Buch gesucht, aber nichts gefunden. Als würde es eins meiner liebsten Kinderbücher nie gegeben haben. Dabei würde ich dieses Buch über Lotti, die Glücksschildkröte, so gerne noch einmal lesen!

In dem Buch bekommt die Protagonistin eine Schildkröte geschenkt und hat danach ständig Glück. Ihr Glück möchte sie mit anderen teilen und verschenkt die Schildkröte daher an einen Verwandten, der ein bisschen mehr Glück gut gebrauchen könnte.

Ein Lottogewinn, eine Beförderung oder ein Einser in Mathe, ich weiß es nicht mehr genau. Alles kommt auf jeden Fall vor, denn Lotti wird ständig von Person zu Person weiter verschenkt, weil ihre jeweiligen Besitzer einfach nicht aushalten, ständig so viel Glück zu haben.

Wird ja auch irgendwann unheimlich, wenn einfach alles wie am Schnürchen klappt & jeder Wunsch in Erfüllung geht. Zumindest wird es ziemlich schnell langweilig. Deshalb wird die Wunschschildkröte einmal durch die ganze Verwandtschaft und Bekanntschaft gereicht wird bis sie wieder bei dem kleinen Mädchen vom Anfang des Buchs ankommt. Sie ist die Einzige, die es gut schafft, mit so viel Glück zu leben.

Seit ich das Buch damals gelesen – oder wahrscheinlich eher vorgelesen bekommen – habe, möchte ich eine Schildkröte als Haustier.

Auch wenn sie mir kein Glück bringt.

© Jenni 2023-08-10

Genre*
Anthologien
Stimmung
Emotional, Inspirierend, Unbeschwert, Reflektierend
Hashtags
Kindheit, Kindheitserinnerung, Glück, Haustier