von Joe Stollin
Im Allgemeinen ist ja eine Seefahrt lustig, so geht ja ein Liedchen. Kennen wir doch alle. Doch manchmal ist Neptun den Seefahrern nicht gut gestimmt und das spürt dann der Seemann in einem tobendem Sturm.
Unser Koch war schon des Öfteren in Indien und Pakistan, er kochte genialen Curry. Auch die Besatzungwar Curry-besessen und heute Mittag gab es für mich sozusagen das Einstandsessen für Indien Fahrer. Das Curry war nicht schlecht, aber für mich als Neuling viel zu scharf. Schnell lernte ich, dass Brot, Joghurt und Süßes die Schärfe etwas mildern. Das Curryessen war mittags – nun war es Nachmittag.Wir waren in der Biskaya angekommen und schlechtes Wetter zog auf.Inzwischen waren wir bei Windstärke 10 angekommen.Das war schon ein Orkan und es sollte noch schlimmer werden! Das Schiff rollte und stampfte als wäre es die Hölle und man konnte kaum noch stehen. Aber ich musste noch arbeiten und sollte die Küche aufräumen. Jetzt kam auch noch das, was jedem Neuling auf einem schaukelnden Schiff passiert – ich wurde seekrank. Nicht nur seekrank, ich wurde sterbenskrank. Ich war bereit, zu sterben.
Mein Mittagsessen, in Form eines leckeren Currys meldete sich, und wollte an die Luft. Ich lief, so gut es ging, doch es war mehr ein Kriechen, zur Reling, um Neptun zu opfern. Dabei vergaß ich aber, wo Luv und Lee waren, oder ich wusste es noch nicht, oder es war mir auch völlig egal. Ich musste übergeben, und tat es auch … natürlich gegen den Wind! Als ich es merkte, war es schon zu spät.Meine ehemals weiße Kochjacke war von den Curryspuren unbrauchbar geworden. Auch nach vielen Waschvorgängen würde das gelb-grünliche Madras-Currypulver mit Tumeric meine Jacke nicht verlassen, meinte mein Freund, der Steward.Von meinem Küchendienst wurde ich befreit und durfte in meine Kammer gehen. Aber da war an Einschlafen nicht zu denken, selbst einfaches flaches Hinlegen war nicht möglich.Das Schiff rollte nach rechts, dann nach links und dann kam wieder der Fahrstuhl-Effekt. Auf und runter, mal nach vorn, mal nach hinten. Wie sollte man da seine Balance halten?Ich wollte nur noch sterben. Es ging die ganze Nacht so.Die Abgebrühtesten, die schon länger zur See fuhren, saßen in der Mannschaftsmesse und tranken Rum oder Bier, als säßen sie an Land in einer Kneipe. Der Sturm hörte nicht auf und um5 Uhr sollte ich schon wieder die Brötchen backen, – wiedenn? Um 5 Uhr aufstehen war kein Problem, die Frage war, wie ich bis dahin überleben sollte. Mehr oder weniger schaffte ich die Nacht. Ich konnte mich aber kaum auf den Beinen halten. Der Begriff „ein Häufchen Elend“ war genau die richtige Bezeichnung für mein Befinden. Ich merkte schnell, dass die Seefahrt nicht nur lustig ist. Es geht weiter mit:…ja, da kann man was erleben,…ja, da kann man (was ersehen?) Wasser sehen…
L.G. von eurem Joe
© Joe Stollin 2022-08-09