Willkommen bei Abduction TV

von Frieda Schulte

Story
Weltraum

K. saß in einem Sessel. Vor nicht allzu langer Zeit war sie noch woanders gewesen. Sie hatte den Sand unter ihren Füßen gespürt, Menschen lachen gehört. Jetzt war es still und sie saß in einem Sessel. Er war schon bemerkenswert, dieser Raumwechsel. Er war so plötzlich gekommen, dass sie daran zweifelte, überhaupt jemals am Strand gewesen zu sein. Aber wissen tat sie nicht, wo sie war. Es könnte überall sein. Konzentration fiel ihr schwer, obgleich sie sich nicht sicher war, was dies ausgelöst hatte; deswegen konnte sie nur schwer darüber nachdenken, wie sie überhaupt hier hin gekommen war. Vor einer Sekunde am Strand ging es ihr noch gut. Sie hatte gelacht, daran konnte sie sich erinnern. Jedoch erklärte immer noch nichts, wie sie so plötzlich ihren Standort gewechselt hatte. Den Raum, in dem sie sich auf einmal befand, konnte man insgesamt als monoton beschreiben. Schwarze Wände, schwarze Möbel. Einzig der Teppich zu ihren Füßen wies Farbe auf; rot.

Langsam versuchte K. aufzustehen, was sich durch ihre plötzliche Träge als schwierig erwies. Es war, als wollte ihre neue Umgebung, dass sie sitzen blieb. Immer wieder zog die Schwerkraft sie weiter runter, bis sie schließlich aufgab und auf dem Boden hockte. „Willkommen bei Abduction TV“, kam auf einmal eine Stimme aus dem Nichts und erschreckte sie so, dass sie gegen den Sessel fiel. „An alle Gäste, wir gehen in zwanzig Minuten live.“ Mit einem kleinen Knacksen verließ die Stimme wieder den Raum.

Live, wiederholte K. irritiert. War sie bei einer Fernsehshow gelandet oder was? Das musste doch ein Scherz sein, oder ein Traum. Genau, ein Traum. Vielleicht, mit genügend Anstrengung, konnte sie am Strand wieder aufwachen, wo sie nur eingeschlafen war. Nichts Außergewöhnliches. Es ergab hier sowieso alles keinen Sinn. Ein Traum war die einzig plausible Erklärung. Nur das Aufwachen lag ihr noch nicht.

Dieses Mal gelang das Aufstehen. Vielleicht fand sie Antworten in den Gegenständen in diesem absurden Zimmer. Ein Vorhang trennte sie von einem vermuteten Fenster. Aha, dachte sie sich und zog daran. Erst passierte nichts; die Riemen klemmten. Ein wenig gewaltsamer versuchte sie es beim zweiten Mal. Der Vorhang riss und fiel auf den Boden, ließ ihr nur noch die Aussicht. Er war nicht ganz das, was K. erwartet hatte; sie hatte mehr an die Aussicht aus einem Hochhaus gedacht. Worauf sie hier nun aber blickte, war keine Stadt, auch keine Landschaft. Es war die Erde. Und nicht einfach nur ein bisschen Dreck auf dem Boden – nein, sie meinte schon den buchstäblichen Planeten Erde.

K. war sich nicht sicher, wie sie die Erkenntnis aufnehmen sollte. Sie war im Weltraum. Über der Erde. Weit weg von Zuhause. Mit Gott weiß welchen Kreaturen. Wer zur Hölle sollte sie sonst entführt haben, wenn nicht Aliens? Sie hatte genug Science-Fiction Filme über das Ankommen von Aliens gesehen, um zu wissen, was nun kommen würde. Würde sie hier gehalten werden, um zur Infiltrierung der Erde studiert zu werden? Was würden sie ihr antun? Die Fantasie ging mit ihr durch. Ruhig, ich bin ganz ruhig, redete sie sich ein. Keinen Grund zur Panik. Alles war gut.

© Frieda Schulte 2023-08-27

Genre*
Spannung & Horror, Science Fiction & Fantasy
Stimmung
Abenteuerlich, Komisch, Mysteriös, Angespannt
Hashtags
Kapitel1