Wortgeflexe

Maro

von Maro

Story

Ich starre die Raufasertapete an. Die Raufasertapete starrt zurück. Es ist amtlich: Ich habe einen kreativen Flautentag. Meine Muse hängt irgendwo auf La Palma rum und lässt sich das Leben und ihren Mojito schmecken, und ich sitze hier allein mit meiner Schreibblockade. Da ich mir im Gegensatz zu Bernd dem Brot Schöneres vorstellen kann, als den ganzen Tag eine weiße Wand anzustarren, bleibt mir nur eins: Eine neue Herausforderung. Ich befleißige also einen Zufallswort-Generator, auf dass er mir ein paar schöne Neologismen aus dem digitalen Ärmel schütteln möge, um Ihnen dazu eine schmissige Dudenbeschreibung zu texten. Wollen doch mal sehen, wie sehr ich meine unorthodox verkabelten Gehirnmuckis flexen kann. Ich schenke Ihrem Wortschatz heute deswegen die klanghaften Worte „kniefeln“, „Megaglasionen“ und „dezergabel“ – und wenn ich fertig bin, werden Sie sich fragen, warum diese Begriffe erst jetzt erfunden wurden. Also dann, halten Sie Ihre Socken fest und schnallen Sie die Brille an, denn jetzt wird wortgeflext! 
1. kniefeln: schwaches Verb, ugs.

Bedeutung: Erfolglos mit den Fingernägeln versuchen, einen sehr starken doppelten Schnürsenkelknoten zu lösen, weil die Person sich immer nur faul mit einem Hackentritt die Schuhe auszieht.
Beispiel: „Peter, binde deine Schuhe gefälligst vernünftig auf, sonst musst du hinterher wieder kniefeln!“ Verwandte Begriffe: Herumgekniefel, Kniefelei, verkniefelt, Kniefelfritze. 

2. Megaglasionen, die: Substantiv, Pluraletantum
Bedeutung: Humoristische Übertreibung für eine sehr große Menge an Trinkgefäßen, die sich nach einer Party oder gesellschaftlichen Zusammenkunft aufgrund ungenauer Glas-Gast-Zugehörigkeit in der Küche ansammelt.
Beispiel: „Bitte klebt alle einen Zettel mit eurem Namen auf euer Glas, damit ihr nicht immer wieder ein neues nehmen müsst. Ich habe wirklich keine Lust auf Megaglasionen, so wie beim letzten Mal!“



3. dezergabel: Adjektiv
Bedeutung: Sich direkt nach einer Entscheidung unsicher fühlen/daran zweifeln, ob diese die richtige war. Wird häufig in einem kulinarischen Kontext verwendet.
Beispiel:
„Ich bin beim Essen immer der dezergabelste – nie kann ich mich entscheiden, ob es Pizza oder Pasta werden soll, und sobald ich bestellt habe, denke ich, dass das jeweils andere besser gewesen wäre!“
Steigerungen: dezergabel, dezergabler, am dezergabelsten

So! Wenn Sie sich das nächste Mal in einer dieser Situationen befinden, denken Sie hoffentlich daran, dass ich diesen Dingen endlich heldenhaft einen Namen verliehen haben. Übrigens: Falls Sie sich fragen, wie man jemanden nennt, der sich so sehr selbst beweihräuchert wie ich das manchmal tue, helfe ich Ihnen gerne auf die Sprünge: schamlos. (Das Wort habe ich leider nicht erfunden, aber ich stehe im Duden als Beschreibung dahinter.)

© Maro 2023-06-23

Genres
Humor& Satire, Biografien
Stimmung
Komisch, Unbeschwert