Er lag auf seinem Bett und starrte an die Decke. “Ich bin verliebt..”, murmelte er, “Drei einfache Worte.” Don schlug sich gegen die Stirn, rieb sich seine Augen und rollte sich auf den Bauch, sein Gesicht ins Kissen gedrückt. “Und ich Idiot bin zu unfähig, diese Worte vor dir zu sprechen..” “Doch wie würdest du reagieren? Das ist doch schwachsinnig…” Er spürte ein Ziehen in seiner Magengegend. “Wärst du jetzt hier, würd ichs dir vielleicht sagen…”, sprach er leise zu sich selbst.
“DON!”
Er zuckte unwillkürlich zusammen und raffte sich auf, sofort saß er kerzengerade in seinem Bett. Als er sah, wer im Türrahmen stand, verdrehte er genervt die Augen. “Don! Ich habe dich sicher zehn Mal gerufen! Ma sagt du sollst einkaufen. Ich muss jetzt zum Eiscafe.” Und schon war sie wieder verschwunden und ließ, wie üblich, die Türe offen stehen. Don ließ sich auf den Rücken fallen, strampelte wütend mit seinen Beinen auf dem Bett herum und biss sich auf die Hand um einen Schrei zu unterdrücken. Sie ist so anders als wir, Jace. Sie hat mich noch nie verstanden und wird es auch nie. Ich wünschte du würdest an ihrer Stelle hier sein. Don raffte sich auf und trat an den Spiegel heran, der links neben seinem Bett an der Wand hing. Er streckte seine Hand aus und tippte das Foto an, welches oben hinter dem Rand des Spiegels hervorguckte. Ihm schlich ein zaghaftes Lächeln ins Gesicht. Sogleich verschwand die plötzliche Wut von eben und alle grauen Gewitterwolken verzogen sich aus seinen Gedanken. Don legte den Kopf schief und strich über Jace’ Gesicht, welches neben seinem eigenen auf dem Foto zu sehen war. “So besonders, wie ich nie geglaubt hätte, jemand würde es sein, bist du. So besonders, dass es mich fasziniert… Jedes Mal aufs Neue. “, flüsterte er und betrachtete Jace’ Gesicht. Das Foto wurde vor einem Monat aufgenommen, kurz nach Dons und Mallys Abschluss. Jace war extra wegen ihm gekommen, er als sein bester Freund. Das redete sich Don zumindest ein. Wahrscheinlicher war es, dass Jace wegen seiner Schwester Mally zu ihrem gemeinsamen Schulabschluss erschienen war. Doch Don gefiel die Vorstellung, dass Jace auch dann da gewesen wäre, wenn Mally ihren Abschluss nicht gemacht hätte. Dass Jace sich für ihn interessierte, sich für in freute und Teil seines Lebens sein wollte. Don betrachtete das Polaroidbild genauer. Er und Jace standen am Strand und strahlten zufrieden in die Kamera. Jace’ Gesicht zierte eine lange Narbe von seiner rechten Augenbraue bis hinunter zu seinem Kinn. Jace hatte ihm nie erzählt, wie diese Narbe dorthin gekommen war und Don hätte auch nie nachgefragt. Es wäre ihm unangenehm. Was, wenn er Jace dabei an ein schlimmes Erlebnis erinnern würde, an einen tragischen Unfall aus der Zeit bevor sie sich kannten? Er würde auch Mally nicht danach fragen. Jace müsste es ihm von alleine erzählen. Und wenn er niemals darüber sprechen wollte, würde Don das akzeptieren. Er würde sich nicht aufdrängen.
Er würde für ihn da sein, wenn die Zeit es verlangen würde und wenn Jace es zuließ.
© Sarah Ganswindt 2023-09-01