Alpha

Dann war auf einmal alles voller Alpha-Plakate. Und da war ein Logo einer Kirche. Melanchthongemeinde.

Eine Gemeinde, zu der meine Mama früher immer schon dazugehören wollte. Meine Mama war Katholikin. Aber sie hatte Freunde aus der Melanchthongemeinde, und sie hat mich manchmal mit dorthin genommen. Und ich hatte schon als Kind immer das Gefühl, dass sie dort Anschluss gesucht hatte. Und das war die Gemeinde, die da ihr Logo hatte. Und daher dachte ich, gut, ich müsse vielleicht mal schauen, worum es da geht. Es war Corona-Zeit. Ich hatte ja nicht viel zu tun. Ich dachte, bei Alpha – Da geht es um Selbstverteidigung. Und dann stand da, das wär so eine Art Glaubenskurs. Konfi für Erwachsene. Und da waren Bilder und Videos und Erfahrungsberichte von Menschen aus meiner Stadt, die ich selber kannte.

Und ich dachte an die Worte eines Predigers, dass Gott will, dass wir in die Kirche gehen und uns mit anderen Christen zusammentun. Und dann sah ich, dass der Kurs über Zoom stattfinden würde. Zoom. Geht es denn bitte noch niederschwelliger? Ich konnte also gar nicht nein sagen. Ich musste der Sache eine Chance geben.

Und anscheinend hab ich tatsächlich so geschaut, wie ich mich gefühlt habe. Erst letztens sagte mir jemand, ich habe traurig gewirkt. Ja. Ich war traurig. Ich hatte gerade so ziemlich den schlimmsten Rückfall überhaupt gehabt. Ich war der festen Überzeugung, ich würde keinen weiteren Rückfall mehr überleben. Und ich war der festen Überzeugung, dieser Rückfall wäre nur noch eine Frage der Zeit. Ich dachte, ich müsste für immer vollkommen auf Alkohol verzichten. Und das tue ich inzwischen. Aber damals hielt ich das absolut nicht für möglich; und ich hatte solche Angst davor. Dieser Kurs hat mich gerettet.

Natürlich war es Gott. Gott, der mir auch meinen besten Freund geschickt hat, den Moslem. Gott, der mich in dieser Nacht getragen hat. Gott, der allgegenwärtig in der Melanchthongemeinde ist und durch ihre Menschen strahlt. Ja, natürlich war es Gott.

Dieser Kurs. Dieses Buch. Dieser Podcast. Dieser Mensch. Oder wie soll ich es sagen? Christliche Gemeinschaft. Eingetreten ist genau das, was der Prediger aus dem Podcast gesagt hatte.

Gott will, dass wir in Gemeinschaft leben. Gott stützt und stärkt uns, wenn wir alleine in unserem Kämmerchen zuhause sitzen und beten. Das ist eine enorm effektive Strategie. Ein Warroom. Aber Gott möchte auch, dass wir aus diesem Kämmerchen heraustreten. Er ist und kommt in unser Haus, aber er ist auch in diesem Haus, was seine Gemeinschaft ist. Er lebt in jedem einzelnen von uns, aber er lebt auch in der Mitte von uns; und diese Mitte besteht nur, wenn wir uns mit anderen zusammen tun.

Gemeinschaft. Gemeinschaft ermöglicht es uns dranzubleiben. Weiterzugehen. Unter dem Schirm Gottes zu bleiben. Im Haus Gottes zu bleiben. Clean zu bleiben. Wie überwinden wir das Böse? Gemeinsam.