Der Winter rückt zurück, und Steppen breiten sich aus, wo einst, sogar im Vorjahr noch, alles von einer kalten und wunderschönen Schneedecke warm und weich bedeckt dalag.
Ich finde mich in einer Zeit der Extreme wieder, ehe ich mich versehe. Aber wie geht es erst den bisweilen noch kleinen Menschen mit der Welt, die wir ihnen da hinterlassen?
Ich finde, es ist gar nicht so schlecht, angesichts dieser Weltlage ein bisschen näher zusammenzurücken. Verständnis würde vielleicht ein bisschen Schwere wegnehmen und ein bisschen mehr Freude an allem zulassen.
Was ich aber beobachtete ist eher umgekehrt. Verkehrt herum! Alle hussen sich gegenseitig gegeneinander auf und sprechen einander die Glaubwürdigkeit ab. Fürchterlich ist das… wir verstecken uns in Wirklichkeit hinter unseren eigenen Komplexen. Soweit ist das natürlich verständlich:
Social Media (zumindest die Mainstream-Nutzung desselben) macht uns vor, dass jeder nur noch seines eigenen Glückes Schmied ist. So ein komischer, kolonialer Gedanke, oder? Wer sind wir, wenn wir nicht kooperieren können?
Historiker Yuval Noah Harari hat längst durch eingehendes Studium der Geschichte festgestellt, dass Kooperation in Wirklichkeit der Faktor ist, der uns Menschen von Primaten (weitgehend… ) unterscheiden kann.
Momentan wirkt es aber so, als würde zunehmende Abkehr voneinander eben alles zu einem Rückschritt verkehren. Nur noch Extremsituationen wie Naturkatastrophen können uns ein bisschen erheitern, es ist gar nicht so viel anders wie in “Es lebe der Sport”, wir wollen ständig grobe Sensationen und verkennen die hübschen Nuancen des Alltags. Mich trösten sie so sehr! Immer wenn etwas nicht ganz schlecht ist, sondern vielleicht doch ein bisschen gut auch, streicht die Liebe vorbei und umflügelt die kleine Verlassenheit, die sich in die Ecke gehockt hat und nicht ein noch aus weiß.
Sie hört dann auf, Schlachtpläne auszubrüten und macht erst einmal den Abwasch. Daraufhin fasst sie sich ein Herz und bewirkt etwas furchtbar Vernünftiges und Schönes.
Denn sie weiß:
‘Wenn viele kleine Leute
an vielen kleinen Orten
viele kleine Dinge tun
können sie das Gesicht der Welt verändern.’
(Aus Afrika, gelesen bei der East Side Gallery, Berliner Mauer)
© Petra Stoppacher 2025-01-11