Tatsächlich ist es so, dass mich seit Jahren Freunde und nahestehende Menschen ermutigen, ein Buch zu schreiben. Bis heute habe ich auch wirklich einige Buchkonzepte angerissen, aber nie weiter verfolgt. Was habe ich denn zu sagen? Wen könnte das überhaupt interessieren? Ich glaube, ein Buch zu schreiben, bedeutet weit aufzumachen. Sich zu offenbaren, seinen Schreibfingern freien Lauf zu lassen und dabei zu riskieren, Spot zu ernten, oder viel schlimmer: dass es niemanden interessiert.
Also hier bin ich jetzt und schreibe. Vor zwei Stunden habe ich eine Stunde mit meiner Schwester telefoniert. Wir sind Geschwister, beste Freunde, Mentoren, Beichstuhl – das ganze Programm. Ich weiß, dass ich in meinem ganzen Leben ein einziges Mal mit meiner Schwester gestritten habe (als Kind) und ein einziges Mal meine Schwester im Stich gelassen habe (bei ihrer Trennung). Das sitzt tief und verzeihe ich mir nicht. Aber darüber hinaus sind wir wahrscheinlich das Traumexemplar von Bruder und Schwester.
Das ist auch gut so, weil ansonsten ist unsere Familie – sagen wir einmal – sehr speziell. Man sagt immer, jeder macht das Bestmögliche – ich kann nicht ganz unterschreiben, dass sich das für uns als Kinder immer so angefühlt hat. Um hier viele Details zu überspringen, die dann vielleicht doch nicht ausgeführt werden müssen: ich habe vor einem Jahr den Namen meines Stiefvaters angenommen und vor zwei Jahren (im September 2019) haben sowohl meine Schwester, als auch ich den Kontakt zu unserem biologischen Vater abgebrochen. Die Zeitgleichheit ist zwar kein Zufall, Motive hatte allerdings jede/r seine (ihre) eigenen.
Zurück zu diesem Buch. Ich habe eine gute Beziehung mit der Sprache, zumindest empfinde ich das so. Wörter tanzen in meinem Kopf, ich lerne gerne Sprachen, spiele mich gerne mit Formulierungen und hatte noch nie ein großes Problem, meine Gedanken zu Blatt zu bringen. Inspiriert vom Exil-Österreicher in New York, dem Künstler Stefan Sagmeister, der in seiner vor einigen Jahren weltweit installierten “Happy Show” bekannt wurde – habe ich einige Jahre Tagebuch geschrieben, was immer ein interessanter Prozess war, weil ich eigentlich nur meinen Fingern dabei zugesehen habe, wie sie den Stift über das Blatt geführt- und sich die Seiten von Moleskine-weiss auf unleserliches Tintenschwarz umgefärbt haben. Aber ein Buch schreiben?
Ich bin gespannt, was Sie dazu sagen…
© Nikolaus Skene 2022-03-15