Im Komplx sind endliche Angaben verboten. Jeder Hinweis auf das Endliche zerstört den Gedanken der Unerschöpflichkeit, auf dem unser gesamtes System aufgebaut ist. Mathematik, die fundamentale Sprache unseres Lebens, ist dementsprechend umgeschrieben. Unendlichkeit ist das Grundprinzip, und jegliche Form der Begrenzung oder der absoluten Zahlen wird gemieden. Unsere Gleichungen, Formeln und Berechnungen basieren auf Konzepten, die jenseits der traditionellen Mathematik liegen.
Die Einwohner des Komplx sind ausschließlich Mathematiker, und eine kleine Minderheit von Geistlichen kümmert sich um die metaphysischen Aspekte unserer Existenz. Andere Berufe oder Rollen sind überflüssig geworden, da die Maschinen, die alles am Leben erhalten, von unseren Urvätern entwickelt wurden. Niemand weiß genau, wie diese Maschinen funktionieren, doch sie sind selbstregulierend, möglich gemacht durch vergangene Durchbrüche in der künstlichen Intelligenz.
Sprache, wie sie einst existierte, ist im Komplx nahezu obsolet. Worte sind zu ungenau, zu beschränkt, um die Komplexität unserer Gedanken und Ideen auszudrücken. Stattdessen kommunizieren wir durch Mimik und Gestik, eine ausgeklügelte Form der nonverbalen Kommunikation, die alles abdeckt, was wir mitteilen müssen. Jede Nuance eines Gedankens, jede Schattierung eines Gefühls kann durch einen Blick, eine Handbewegung, eine Veränderung im Gesichtsausdruck übermittelt werden.
Tradition und Kultur haben sich fundamental verändert. Einfache Gesten, die einst bedeutungslos oder höflich waren, haben nun tiefere Bedeutungen und Implikationen. So ist es im Komplx verpönt, sich die Hand zu geben. Dieser Akt, der in anderen Kulturen als Zeichen der Freundschaft und Begrüßung gilt, symbolisiert für uns das Vermengen von etwas Endlichem, was der unendlichen Natur unseres Denkens widerspricht. Stattdessen gibt es andere, subtilere Wege, Respekt und Anerkennung zu zeigen, Wege, die unsere Philosophie der Unerschöpflichkeit widerspiegeln.
Das Leben im Komplx ist ein ständiger Balanceakt zwischen dem Streben nach Unendlichkeit und der Akzeptanz der selbstregulierenden Systeme, die unser Dasein ermöglichen. Wir haben gelernt, in Harmonie mit diesen Prinzipien zu leben, und doch gibt es immer Fragen, immer das Streben nach einem tieferen Verständnis. Die Maschinen, die uns erhalten, sind wie stille Wächter, Geheimnisträger einer vergangenen Ära der Innovation. Wir können sie nicht begreifen, aber wir vertrauen auf ihre unfehlbare Funktion.
Diese Welt des Komplx ist eine, in der das Unendliche regiert, und das Endliche keinen Platz hat. Es ist eine Welt, die auf Prinzipien aufgebaut ist, die für Außenstehende vielleicht unverständlich erscheinen mögen, aber für uns die Essenz unserer Existenz darstellen. In dieser Welt suchen wir nach immer neuen Wegen, das Unendliche zu erfassen und in unserem täglichen Leben umzusetzen, wohl wissend, dass unser Verständnis nie vollständig sein wird.
© Ravayavaw Qazapalay 2024-07-01