Die Stille der Neige

Ravayavaw Qazapalay

by Ravayavaw Qazapalay

Story

In einem kleinen Dorf, umgeben von sanften Hügeln und dichten Wäldern, gab es einen alten Brauch, den die Dorfbewohner als „Die Weissen“ bezeichneten. Die Legende besagte, dass an bestimmten Nächten, wenn der Mond voll und der Himmel klar war, mysteriöse Gestalten in weißen Gewändern durch die Straßen schwebten und die Menschen in eine andere Welt entführten.


Es war eine dieser Nächte, als Lea, eine junge Künstlerin, beschloss, ihre Einsamkeit zu vertreiben, indem sie im alten Park am Dorfrand malte. Der Duft von frischem Gras und Blüten umhüllte sie, während sie die Farben ihrer Wasserfarbenbecher auf die Leinwand kritzelte. Die Dunkelheit kroch langsam über den Horizont, aber Lea fühlte sich geborgen in ihrer kleinen Kreativitätsblase.


Mit jedem Pinselstrich verwandelte sich die Welt um sie herum in lebendige Szenen: bunte Blumenfelder, tanzende Schatten, die unter dem Licht des Mondes lebendig wurden. Als der Mond hoch genug am Himmel stand, bemerkte sie, dass eine kühle Brise durch die Bäume strich und die Atmosphäre um sie herum zu vibrieren schien. Für einen Moment hielt sie inne und schaute auf.


Die Luft war still, und plötzlich spürte sie etwas, das sie aus ihrem Traum jagte – eine Bewegung in der Dunkelheit. Zuerst dachte sie, es sei ein Tier, aber als ihre Augen sich an das Licht anpassten, erkannte sie mehrere schattenhafte Figuren in weißen Kleidern, die sanft und fast schwebend zwischen den Bäumen hindurch glitten.


Intrigiert und gleichzeitig ängstlich stand sie auf. Ihre Farben blieben vergessen auf der Leinwand, während sie den Gestalten folgte, die mit einer graziösen Anmut zur Lichtung hinführten. Die Weissen schienen zu tanzen und zu singen; ihre Stimmen klangen wie das Flüstern des Windes, und Lea konnte nicht widerstehen.


Je näher sie kam, desto mehr fühlte sie sich von einer unwiderstehlichen Kraft angezogen. Als sie schließlich die Lichtung erreichte, fanden sich die Weissen in einem Kreis versammelt, ihre Gesichter verborgen unter schimmernden Kapuzen. Lea zögerte, aber als sie in ihre Augen schaute, sah sie einen glühenden Lichtschimmer, der ihre Seele berührte.


Jede Faser ihres Wesens schrie nach der Möglichkeit, Teil dieser Welt zu sein, die jenseits ihres Verständnisses lag.


In diesem Augenblick schloss sich der Kreis, und die Realität schien sich aufzulösen, als derMondstrahl sie alle umhüllte.

© Ravayavaw Qazapalay 2024-12-24

Genres
Novels & Stories