by Johanna Pahl
“Nächste Woche”, lacht sie”, kannst du dir selbst ein Bild machen.”
Sally stimmt es traurig, daran zu denken, wie ihr Leben ohne die Busenfreundin sein wird, sobald auch Stella umgezogen ist.
“Wann wirst du geweiht, Sally?”, fragt Magdalena.
Stella antwortet prompt, bevor Sally ansetzen kann. “Sally hat Angst vor ihrer Weihe. Sie will eigentlich nur mit einem Mann Sex haben.”
Magdalena beobachtet Sally neugierig.
“Zu jedem Partner habe ich eine andere Verbindung. Mit Hannes geht es manchmal richtig zur Sache, Maurice und ich teilen eine Begeisterung für Musik und spielerischen Sex, dahingegen praktizieren Josef und ich eher einen intellektuellen Bund. Durch die verschiedenen Beziehungen kann ich mit jedem eine neue Seite des Lebens entdecken.”
Sally blickt beschämt zu Boden, denn eigentlich möchte sie mit diesem Thema nichts zu tun haben. Magdalenas Marmorboden blitzt ihr schelmisch entgegen, er ist so blitzblank geputzt, dass auch er ihr keinen Schutz vor den Blicken und ihrer Scham bieten kann.
“Du brauchst wirklich keine Angst zu haben”, versichert Magdalena.
Und so bricht die Woche an, in der Stella geweiht wird. Stellas Eltern haben für sie drei Partner gewählt, in deren Domizil sie durch die Weihe zieht. Ulrich, Philip und Bertram sollen die quirlige Stella von nun an als ihre Gefährtin behüten. Die drei sind Cousins und leben etwas weiter außerhalb des Dorfs am Wald- und Wüstenrand. Hier geht der spärliche Sand der kargen Wüste in den üppigen Schutz der Blätter über. Am Ort dieser Gegensätze zeichnen sich auch die Bewohner des Wald- und Wüstenrands durch ihre Gegensätzlichkeit aus. Ulrich ist riesig, Philip winzig und Bertram ungewöhnlich schmal.
Stella traf die drei das erste Mal einige Wochen vor ihrer Weihe. Sie tranken Tee und aßen im Domizil, anschließend kehrte Stella zu ihren Eltern zurück. Seither schwärmt sie von dem Haus, dem Garten und der gegensatzgeprägten Gegend. In den Wochen nach ihrer Weihe kehrt Stella selten zu ihren Eltern zurück. Somit sieht auch Sally die Freundin kaum.
An den wenigen Wochenenden, an denen Stella zurückkommt, redet sie ununterbrochen. Sally hört geduldig zu, doch bei jeder Erzählung von einer weiteren Liaison mit einem anderen Dorfling sackt ihr Herz tiefer. In zwei Monaten kann auch sie diese Unternehmungen nicht mehr vermeiden. Sie bemerkt, wie die männlichen Dorflinge angefangen haben, ihr vielsagende Blicke zuzuwerfen. Als ob sie bereits mit dem Vorspiel begonnen hätten. Sallys Eltern haben eine Verabredung mit Klaus und Christoph initiiert. Nächste Woche soll Sally ihre neuen Gefährten auf einem abendlichen Ball kennenlernen. Klaus’ Mutter veranstaltet den Ball in ihrem Gehöft. Sallys Eltern halten einen lockeren Abend für eine angemessene Gelegenheit, um sich gegenseitig kennenzulernen.
© Johanna Pahl 2023-08-31