Und ich wusste: Ich würde nie wieder zurückkehren. Eine Reise ins Unbekannte
Ich verließ Lissabon in den frühen Morgenstunden. Der Flughafen war noch ruhig, die Geschäfte in der Abflughalle öffneten gerade erst, und die wenigen Reisenden, die schon da waren, wirkten verschlafen. In meinem Kopf jedoch wirbelten Gedanken und Erinnerungen durcheinander: an die Nacht in der Wüste, an das Meer bei Cádiz, an Sevilla mit seinem wilden Flamenco, an die schmalen Gassen Tangers und das unerwartete Gefühl von Freiheit.
Der Sprung nach Südamerika
Mein Flug ging nach Buenos Aires. Ich hatte keine wirkliche Begründung dafür, warum ich ausgerechnet dorthin wollte – es war eine dieser Entscheidungen, die man trifft, weil sie sich einfach richtig anfühlen. Ich hatte Geschichten über die Stadt gehört, über ihre Melancholie, ihre Musik, ihre Energie
Als ich landete, umfing mich eine völlig neue Welt. Die Luft war warm, fast drückend, und es roch nach Grillfleisch, Abgasen und Regen. In den Straßen wimmelte es von Menschen, von hupenden Autos, von Straßenmusikern, die Tango spielten.
Ich mietete ein kleines Zimmer in San Telmo, einem Viertel, das so alt und lebendig wirkte, dass es sich anfühlte, als wäre man in eine andere Zeit gefallen. Die Häuser hatten hohe Decken und knarrende Holzböden, überall gab es kleine Cafés und Antiquitätenläden.
Ich setzte mich in eine Bar und bestellte einen Kaffee.
“Neu hier?” fragte jemand auf Spanisch.
Ich drehte mich um. Ein älterer Mann mit grauen Haaren und einem ruhigen Lächeln saß am Nachbartisch und sah mich neugierig an.
“Sí,” antwortete ich, mein Spanisch noch holprig.
Er stellte sich als Ernesto vor und war wohl so etwas wie eine lokale Legende. Er war Tango-Musiker, spielte seit Jahrzehnten in den Bars der Stadt und kannte scheinbar jeden.
“Du siehst aus wie jemand, der nach etwas sucht,” sagte er nach einer Weile.
Ich lachte leise. “Vielleicht. Aber ich weiß nicht, was.”
Ernesto nickte, als hätte er das schon oft gehört.
“Buenos Aires ist eine Stadt für Suchende,” sagte er. “Die Stadt selbst weiß nicht, was sie ist – also lässt sie dir die Freiheit, es für dich herauszufinden.”
© Sophie Blümle 2025-02-26