Zugegeben – auch ohne diesen Spruch ist uns allen klar, dass es durchaus noch einige andere Dinge gibt, die glänzen. Glänzt Feuer überhaupt? … Naja, lasst mir die künstlerische Freiheit.
Denn genau darum geht es hier: das Künstlerdasein.
Das klingt nämlich zunächst ziemlich cool:
„Was machst du so beruflich?“
„Ich bin Feuerkünstlerin“
„Woooow!“
Und auch hier gebe ich etwas zu: Ich seh’s genauso. Ich liebe es, mit meiner Leidenschaft Geld verdienen und Menschen begeistern zu können. Langweilig wird mir mein Feuerspiel (fast) nie.
Ganz so glamourös, wie sich nun aber einige das Leben als Feuerkünstlerin vorstellen, ist es aber eben auch nicht. Und damit meine ich gar nicht unbedingt das viele Training oder die Tücken der Selbstständigkeit (die auch immer wieder anstrengend sind).
Ich meine vor Allem all das, was zu einem Auftritt dazugehört, ohne dass es die Zuschauer sehen. Die ewig schwarzen Fingernägel und Fußsohlen – denn der Ruß geht nicht so einfach wieder ab und selbst in der Nase lagert sich beim Feuerspiel immer ein bisschen Schwärze, die man abends dringend säubern sollte, wenn man nicht mit Kopfschmerzen aufwachen möchte. Gesund sind diese Dämpfe nämlich trotz Vorkehrungen auf Dauer nicht.
Dazu kommen lange Fahrten zu Auftrittsorten und natürlich auch wieder zurück. Feuershows finden meist spät statt und eine besondere Freude ist es jedes Mal, um 1 Uhr morgens, nach Training, Auf- und Abbau, Show und natürlich der Fahrt in Berlin Tempelhof einen Parkplatz zu finden. Mate ist mein treuer Begleiter geworden, seit ich Künstlerin bin.
Doch damit noch lang nicht genug. Eine Sache, die ich ganz besonders liebe: Das Geschleppe vor (und nach) einem Auftritt.
Eine Musikbox, ein Toolständer zum Abstellen der Feuertools, eine Dippingstation mit Öl, in der die Tools getränkt werden (und zwar möglichst sicher und umweltfreundlich!) Löschdenken, Feuerlöscher, Stirnlampen, Handschuhe und Plastiktüten, Lampenöl…. Und natürlich Kostüme, Schminke und Equipment. All das muss ein einzelner Feuerkünstler zu einer Show mitbringen. Mit Glück spielt man zu zweit und kann sich zumindest Musikbox und Dippingstation aufteilen.
Die glamourösen, faszinierenden Geschöpfe, die die Zuschauer auf der Bühne sehen, haben sehr wahrscheinlich eine Stunde zuvor darüber geflucht, dass ihnen schon wieder die Tasche gerissen oder etwas heruntergefallen ist. Und auch das gehört zu diesem wunderschönen Leben als Feuerkünstlerin.
Ganz unglänzend und authentisch.
© Leonie von Hartmann 2023-07-06