Es ist okay

DasGrosseW

by DasGrosseW

Story

Es ist ein seltsamer Tag gewesen und ihr war überhaupt nicht nach Gesellschaft. Er hatte die Verabredung an diesem Abend abgesagt und sie war deshalb gar nicht so böse. Er schrieb, “Komme hier nicht bei meinen Eltern weg, ich schaffe es nicht. Tut mir leid“. „Alles gut“, antwortete Sie, „ich bin heute keine gute Gesellschaft.“ Mit schwerem Kopf setzte sie sich an den Esstisch. Atmete ein, atmete aus. In der Wohnung war es ganz still. Jetzt war der Moment gekommen. Sie musste die Chance und den Moment nutzen.

Den Kopf auf den Arm gestützt versuchte sie sich darauf zu konzentrieren, wie sich die Tränen, die aus ihren Augenwinkeln quollen, anfühlten. Welchen weg sie nahmen und ihr salzigen Spuren auf ihren Wagen hinterließen. So saß sie eine Weile da. Nur für sich. Plötzlich schreckte sie auf. Es hatte an der Tür geklingelt. Es war spät und das war mehr als unerwartet. Sie stand auf und machte sich auf den Weg zur Haustür. Durch den Spion sah sie nichts. Der Flug lag in Dunkelheit. Die Sprechanlage war defekt und daher konnte sie diese nicht nutzen. Volles Risiko drückte sie den Türöffner. Das Licht im Treppenhaus ging an und verdrängte die Dunkelheit. Schritte auf der Treppe. Sie öffnete die Tür einen Spalt breit und spähte gespannt zum Treppenabsatz.

Sie erkannte Ray sofort, als er mit einem breiten Grinsen die letzten Stufen nahm. Er wirkte fröhlich. Wollte dich nur verarschen sagte er und drückte ihr einen Kuss auf die Backe. Auf der zuvor noch ihre Tränen trockneten. Er drückte sich an ihr vorbei und zog die Schuhe im Flur aus. Sie blieb einige Sekunden im Eingang stehen bevor sie ihm schließlich in die Wohnung folgte. Er drehte sich zu ihr um und fragte „Was ist los?”. Dass sie nicht darüber reden will, war ihr anzusehen. Also, schüttelte Sie nur den Kopf. Sie gingen in die Küche, wo sie ihm etwas zu trinken anbot. Während sie in den Schränken wühlte, lehnte er sich an die Küchenzeile und verfolgte sie wachsam. Sie drehte sich zu ihm um. Ein Glas in der Hand. Er griff nach dem genau diesem Glas das sie eben aus dem Schrank genommen hatte, nahm es ihr aus der Hand und stellte es neben sich ab. Dann hielt er ihre Handgelenke sanft fest, damit sie sich ihm nicht wieder entziehen konnte. Er sah ihr fest in die Augen und sagte. „Es ist okay! Wein, wenn du willst oder auch nicht. Rede, wenn du willst oder auch nicht. Aber es ist okay. Ich bin hier!“ Er zog sie zu sich heran und legte seine Arme um ihre Hüften. Ihre Arme fanden ihren Weg um seinen Hals. Ihr Gesicht an seinem Hals. Einen Atemzug lang und auch noch einen zweiten. Er hielt sie ohne Druck, aber dennoch fest genug, um ihr deutlich zu machen, das er sie nicht gehen lassen würde. Sie musste es nur zulassen. Die Anspannung in ihren Schultern ließ nach. Sie schloss die Augen und plötzlich wurde alles still in ihr. Ihre Gedanken entwirrten sich.


© DasGrosseW 2024-07-12

Genres
Novels & Stories
Moods
Emotional, Hopeful, Lighthearted