Französische Mütter

Cordula_D

by Cordula_D

Story
Frankreich


8 Uhr 30 am Schultor, Aurélie begrüßt die anderen Mütter mit Küsschen. Sie ist angenehm dezent geschminkt.

Sie lächelt rund um die Uhr.

Aurélie hat glänzendes Haar.

Aurélie trägt gebügelte Kleidung, Konfektionsgröße 36.

Sie geht zweimal die Woche ins Fitnessstudio und engagiert sich in Schulprojekten.

Aurélie hat ein Haus, in dem sie jederzeit Gäste empfangen kann. Kaltgestellter Weißwein und Häppchen sind flink hervorgezaubert.

Aurélie hat drei Kinder im Krippen- bis Grundschulalter und einen Vollzeitjob.

Eine Ausnahme?

Gefühlt sind in meiner Wahlheimat Frankreich ein Großteil der Mütter so. Stilsicher unter allen Umständen. Ihre Brut sagt ohne zu zögern im richtigen Moment „Bonjour“, „Pardon“ und „Merci“ und nimmt rege an außerschulischen Aktivitäten, wie Reiten, Judo oder Gymnastik auf Wettkampfniveau, teil.

Eine französische Mutter wird durch ihr Muttersein nicht weniger Frau, weniger Arbeitnehmerin, weniger Freundin, nicht weniger gesellschaftsfähig, nicht weniger sie selbst. Warum auch? Wo doch schon Neugeborene anscheinend durchschlafen können und es Tagesmütter wie Sand am Meer gibt.

Ich habe nach Statistiken gesucht, die beweisen würden, dass doch zumindest die mentale Gesundheit dieser femmes extraordinaires auf Dauer leidet. Alles Maskerade, die irgendwann abblättert?

Ich habe keine Statistik gefunden. Jetzt würde ich gerne das Rätsel auflösen. Wird man durch erhöhten Champagnerkonsum zur Powerfrau? Macht Camembert übermächtig? Verhelfen Weißbrotstangen uns zu mehr Gelassenheit? Aber ich kenne nur die französische Replique:

C’est comme ça.



**Coverbild von PokeyArt auf Pixabay**


© Cordula_D 2024-11-13

Genres
Humor & Satire
Moods
Reflective
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