Masking

Yessi

by Yessi

Story

Mit ihm konnte ich auf einmal ich selber sein.

Er hat mir beigebracht, dass ich sein kann, wie ich bin.

Ich konnte endlich Gefühle zulassen und diese neue Fähigkeit konnte ich in seiner Gegenwart tatsächlich einsetzen.

Ich vertraue diesem Mann so viel.

Ich weiß nicht, ob es etwas gibt, dass ich ihm nicht anvertrauen würde.

Er war auch der erste Mensch, dem ich von meinen Theorien berichtete, alkoholabhängig zu sein, Asperger Autist zu sein, ADHS zu haben.

Er konnte das nicht einschätzen.

Ich hatte eine Zeit lang eine ziemlich gute Kontrolle darüber einfach hinreichend “normal” zu wirken. Das nennt man “Masking”. Eine Zeit lang war ich einfach nur schräg drauf.

Alkohol hat da diese verschiedenen Wirkungen je nach Konsummenge und Dauer.

Den Aggressivitätsaspekt habe ich bereist erwähnt. Unsere neuronale Leistungsfähigkeit nimmt ab. Das hab ich auch erwähnt.

Meine Reaktionsgeschwindigkeit teilweise so langsam.

Die Hemmschwelle sinkt und Gefühle sind möglich.

Das hatte ich auch erwähnt, aber ich denke, in meinem Fall hat es mir daher auch ermöglicht meine autistische Seite zuzulassen bzw. anders gesagt.

Ich hab die Kontrolle darüber verloren sie zu verstecken.

Dieses Verstecken war lange Zeit in Folge der Traumaarbeit im Bezug auf den Tod meiner Mutter, denke ich, primär passiv, aber einige Eigenarten hatte ich mir auch angewöhnt, die aktiv waren.

Und mit der Zeit konnte ich nur noch “normal” sein, wenn ich mich aktiv eine gewisse Zeit darum gekümmert habe.

Den Rest der Zeit war ich eine niedliche Mischung aus vollkommen planlos, total verpeilt und nonverbal.

Und ich hab angefangen stereotypische Bewegungen und Stimming öffentlich auszuüben.

Bei mir geht das oftmals noch als niedlich durch. Ich hüpfe rum, winke, klatsche in die Hände, mache Katzenlaute. Das ist vielleicht etwas sonderbar, aber wird in der Regel gut aufgenommen. Ich bin klein und niedlich und nicht unattraktiv, wie man hört.


© Yessi 2023-08-31

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